Kapitel 2 – Arbeitsalltag
Irgendwann war ich dann doch noch eingeschlafen. Als ich erwachte, lag Aksel am Rücken und ich hatte mich an ihn gekuschelt. Mein Kopf an seiner Schulter, mein Arm quer über seinen Oberkörper. Seine Hand, die zu dem Arm gehörte auf dem ich lag, lag auf meinem unteren Rücken. Mein Shirt war hochgerutscht und so konnte ich seine Finger auf meiner nackten Haut spüren, wo sie sich langsam, gedankenverloren, hin und her bewegten. Seinen anderen Arm hatte er auf meinen gelegt. Und er war wach.
Als ich sah, dass er mit offenen Augen an die Decke starrte, murmelte ich ein „Guten Morgen“ und wollte mich von ihm wegbewegen. Doch er hielt mich fest.
„Guten Morgen, Sonnenschein. Hast du gut geschlafen?“
„Ja, tut mir leid, ich wollte dir nicht auf die Pelle rücken.“ Mir war die Situation richtig peinlich.
„Also ich habe damit kein Problem. Jeder Mensch braucht doch hin und wieder ein wenig Nähe.“ Ein wenig? War das sein ernst. Nicht das es mich störte. Im Gegenteil, es fühlte sich verdammt gut an. Viel zu gut! Am liebsten wäre ich gar nicht mehr aufgestanden. Schön langsam wurde es Zeit, diese viel zu angenehme Situation zu beenden. Sonst würde ich es vielleicht nicht mehr schaffen. Ich beschloss mit der Situation, wie mit einem Pflaster umzugehen. Schnell, mit einem Ruck, abziehen. Zuerst von der Situation ablenken und dann schnell die Flucht ergreifen.
„Was willst du heute unternehmen an deinem letzten freien Tag? Morgen beginnt ja auch für dich die Arbeit.“
„Ich würde gerne ein wenig Sonne tanken, nur an den Strand will ich nicht, da habe ich vor lauter Groupies, keine ruhige Minute. Also hatte ich mir überlegt, mir einen faulen Tag am Hotelpool zu gönnen. Bist du dabei?“ Hm, Sonne tanken klang toll. Er in der Badehose noch mehr! Doch ich im Bikini an seiner Seite. Das war wohl keine so tolle Idee. Am Strand waren wir ja nicht lange genug geblieben, da hatte ich mir noch nicht mal das Shirt und die Shorts ausgezogen gehabt, bevor wir geflüchtet waren. Andererseits konnte es mir vollkommen egal sein was er von meiner Figur hielt. Schließlich waren wir nur Freunde. Warum also nicht. Und vor allem, was sollte ich sonst unternehmen? Alleine in L.A. So wie ich mich kannte, würde ich mich ja doch nur verirren und dann mit wachsender Panik den Heimweg suchen. Ein Tag am Pool, klang da wesentlich entspannter.
„Na gut, ich bin dabei. Aber ich brauche noch eine Kleinigkeit aus der Lobby und Hunger hätte ich auch!“
„Essen können wir auf der Dachterrasse. Was brauchst du noch aus der Lobby?“
„Lesestoff!“ Ich hatte in den letzten Wochen so viel geschrieben, es wurde Zeit dass ich mal wieder zum Lesen kam.
„Auf geht’s´!“ Bevor ich es vielleicht nicht mehr schaffen würde, schwang ich meine Beine, fast zu schnell, aus dem Bett und befreite mich zugleich aus seinen Armen. Ich kümmerte mich um meine Morgenhygiene, cremte mich mit Sonnencreme ein, zog mir meinen Bikini und ein luftiges Kleid an und ging zurück ins Schlafzimmer. Aksel lag unverändert im Bett und starrte wieder an die Decke. In dem Moment wollte ich nur noch zurück ins Bett. Zurück an seine Schulter. Seine Nähe spüren und ihn riechen. Was war bloß los mit mir? So blöd konnte doch noch nicht mal ich sein. Ich hatte mich Hals über Kopf verliebt. In den Traummann unzähliger Frauen. Was glaubte ich eigentlich was er von mir wollen könnte? Außer Freundschaft? Wahrscheinlich kuschelte er mit mir, weil sowieso klar war, dass da nie mehr daraus werden könnte. Gut, gestern hatte es da diesen Moment gegeben. Doch das war nur das Kleid gewesen. Das Kleid das nicht sehr viel mit mir oder meiner Persönlichkeit zu tun hatte. In diesem Kleid hatte ich ihm gefallen. Doch eigentlich war es eine Verkleidung gewesen. Ich, Dina Schreiber aus Wien, Österreich, war sicher nicht sehr interessant für einen Mann, der auf der halben Welt gedreht hatte und den schönsten Frauen dieser Welt begegnet war. Dieses Wissen half mir, der Versuchung zu widerstehen und das Zimmer zu verlassen.
„Ich bin dann Lesestoff suchen, treffen wir uns dann gleich auf dem Dach?“ Sein Blick wanderte von der Decke zu mir.
„Ja klar, in einer halben Stunde? Ich bestell schon mal das Frühstück.“
„Gut, ich beeil mich.“ Das mit dem beeilen war wohl eher Wunschdenken. Ich und Bücher. Eine lebenslange Liebe. Wenn man mich in einer Bücherei aussetzt, kann es sein, dass ich nicht mehr wiederkomme. Selbst die relativ kleine Auswahl im Hotel, fesselte mich eine halbe Stunde. Und so kam ich 5 Minuten zu spät, im Besitz meiner Beute, 2 Fantasyromanen mit jeweils 500 Seiten, auf dem Dach an.
© Libellchen, 2013
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