Auf den Weg zur Party beruhigte ich mich wieder. Meine Emotionen waren wieder im Griff. Allerdings hatte ich fast das Gefühl, dass sich etwas zwischen uns verändert hatte. Es fühlte sich an, als hätten wir eine Tür geöffnet, durch die wir allerdings nicht durchgegangen waren. Und jetzt stand sie offen und erinnerte uns durch die Zugluft daran, dass es sie gab. Doch Camilla lenkte uns schnell ab. Sie bewunderte ihre Kleiderauswahl und meinte, ich sehe heiß aus. Ein Adjektiv, welches ich im Bezug auf mich selbst, bisher nicht gekannt hatte. Vor dem Club erwarteten uns schon wieder die Paparazzi. Eigentlich hatte ich gehofft, wie schon beim letzten Mal, unbekannt bleiben zu können. Doch das Kleid machte mir da einen Strich durch die Rechnung. Als sie uns erblickten, waren plötzlich alle Kameras auf mich gerichtet. Camilla bemerkte mein Unwohlsein, hakte sich bei mir unter und schob mich in Richtung Eingang. Aksel folgte uns auf dem Fuß. Sein Blick immer auf unsere Rücken gerichtet.
Im Club angekommen, hörte das Blitzlichtgewitter auf. Dafür erwartete uns schnell blinkendes, drehendes Stroboskoplicht. Normalerweise habe ich Probleme mit solchen Lichtverhältnissen, vor allem wenn es heiß und stickig war. Doch dieser Club war schön gekühlt und es gab auch viel Platz. Auch der Bass war wohldosiert und so war auch das Licht für mich auszuhalten. Und als sich meine Augen an das flackernde Licht gewöhnt hatten, sah ich sie. Die High Society von Hollywood. Die angesagtesten Jungschauspieler und –innen. Die heißesten Menschen in den schärfsten Klamotten, die sich zum Rhythmus der Musik treiben ließen. Und mitten drin ich. Dina Schreiber aus Wien, Österreich. Ich war berauscht, noch bevor mich der erste „Serienvampir“ auf die Tanzfläche zog. Und es wurde nicht besser.
Als ich zwischen all diesen Hollywood-Schönlingen tanzte, hatte ich das Gefühl meinen Körper zu verlassen. Ich kannte dass von mir, wenn ich unter Schlafmangel litt, oder wenn ich zu vielen Eindrücken ausgesetzt war. Diesmal war es nicht der Schlafmangel. Es waren die vielen bekannten Gesichter vom Bildschirm, die plötzlich neben und mit mir tanzten. Die heißen Rhythmen, die geile Stimmung. Ich hatte das Gefühl zu schweben. Nicht mehr wirklich hier zu sein. Schaute mir selbst beim Tanzen zu. So fühlte ich mich auch immer kurz bevor ich einen Kreislaufkollaps hatte. Gerade als ich von der Tanzfläche auf die Toilette flüchten wollte, nahm mich plötzlich Aksel in den Arm und hielt mich fest. Und auf einmal war das abgehobene Gefühl wieder weg. Ich war wieder geerdet. War wieder nur ich, aber dank des Kleides, immer noch sexy.
Ich war ihm so dankbar für meine Rettung dass ich nicht gleich bemerkte, dass seine Hand auf meinem nackten Rücken lag. Und von der Stelle auf dem Rücken schien dieselbe Erregung auszugehen, die ich zuvor im Hotel gespürt hatte. Bei jeder Bewegung strichen seine Finger, leicht über meinen nackten Rücken. Mir war plötzlich heiß und kalt zeitgleich und ich spürte wie sich meine Brustwarzen verhärteten. Ich hoffte zwar, dass niemand etwas bemerken würde, doch natürlich war diese Hoffnung vergebens. Camilla beobachtete uns mit scharfen Augen und ich war mir sicher, dass sie merkte was los war. Und ich sollte recht behalten. In einer Tanzpause nahm sie mich zur Seite.
„Beim Tanzen habt ihr beiden ausgesehen, als wärt ihr nur eine Person. Ich habe schon sehr lange kein so harmonisches Paar mehr gesehen.“
„Wir sind kein Paar. Wir sind nur Freunde.“
„Und da bist du dir sicher?“ Ihrem zweifelnden Blick nach zu urteilen, glaubte sie mir kein Wort. Aber sie war so nett und sprach das Thema nicht wieder an.
Damit das allerdings so bleiben konnte, musste ich Abstand halten. Ihm noch mal so nahe zu kommen, würde ich nicht aushalten. Also ging ich ihm den Rest des Abends aus dem Weg und tanzte mit allen anderen. Ich befürchte nur, er nahm mein Verhalten persönlich. Denn je mehr ich mit den anderen tanzte und je weniger Zeit ich mit ihm verbrachte, desto ruhiger wurde er. Er sprach zwar viel mit Camilla, doch er tanzte nicht mehr. Um 2 Uhr morgens beschlossen wir aufzubrechen. Ich war wie berauscht von dem Abend. Ich hatte mit Männern getanzt, die in meinen Lieblingsserien mitspielten, oder mir bisher nur auf der Kinoleinwand begegnet waren. Es war so unwirklich und doch so echt. Ich war mitten in Hollywood und zwar wirklich mitten drin. Ich war nicht nur als Tourist hier, ich feierte und tanzte mit den Stars. Camilla und ich amüsierten uns köstlich, nur Aksels Lächeln wirkte auf mich irgendwie aufgesetzt. Außer mir, schien das allerdings niemandem aufzufallen. Wahrscheinlich bemerkte ich es auch nur, weil wir schon den ganzen Tag unterwegs waren und tagsüber, als wir alleine waren, hatte sein Lächeln viel natürlicher gewirkt. Aber wahrscheinlich war er nur müde. Es war ein sehr langer Tag gewesen. Und er kannte das ja schon alles. Für ihn war es sicher nicht so aufregend wie für mich.
Zurück im Hotel war die Stimmung irgendwie gedrückt. Wir waren müde und ich für meinen Teil wollte so schnell wie möglich aus den Klamotten raus. Und so verschwand ich erstmal im Bad und verwandelte mich wieder in mich selbst. In meinem eigenen T-Shirt fühlte ich mich gleich viel wohler. Zurück im Schlafzimmer erschrak ich als ich Aksel sah. Er stand in seinen Boxershorts, irgendwie verloren, vorm Bett. Den Kopf hatte er gesenkt und sein Blick war auf den Boden gerichtet.
„Hey, was ist los?“
Ich bekam keine Antwort. Was war bloß passiert? Hatte ich etwas verpasst? Hatte er im Club jemand getroffen, der ihn aus der Bahn geworfen hatte? Ich hatte nichts gesehen, aber ich hatte auch viel getanzt. Da ich nicht wusste, was los war und auch keine Antwort bekam, ging ich einfach zu ihm hin und nahm ihn in den Arm.
„Falls du reden willst, ich bin da.“ Als Unterstreichung meiner Worte drückte ich ihn. Ich wusste zwar nicht was los war, doch ich wollte ihn trösten. Wollte für ihn da sein, so wie er für mich schon so oft da war. Zuerst reagierte er gar nicht, doch dann erwiderte er die Umarmung. Und ich konnte spüren, dass zumindest zwischen uns alles gut war. Was auch immer in ihm vorging, mit mir hatte es offensichtlich nichts zu tun.
„Komm, lass uns schlafen, morgen schaut die Welt wahrscheinlich gleich viel besser aus.“ Nach meinen aufmunternden Worten ließ er mich los. Allerdings nur um ins Bett zu gehen. Im Bett kuschelte er sich sofort wieder an mich und hielt mich fest, als hätte er Angst mich zu verlieren. Ich hätte echt gern gewusst, um welche Frau es ging. Mir war keine aufgefallen, doch dass der Grund für sein plötzliches Verlangen nach Nähe eine Frau war, war wohl sonnenklar.
© Libellchen, 2014
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