Am Set fehlten damals natürlich noch die Schauspieler. Da es noch keinen Text zu lernen gab, wurden sie auch noch nicht gebraucht. Doch das änderte sich schnell. Mark und ich arbeiteten Tag und Nacht an dem Drehbuch. Es war ein unglaublich kreativer Schaffensprozess. Wir diskutierten, wir schrieben, wir schrieben um, wir löschten, begannen ganze Kapitel erneut, verschoben und diskutierten. Stunde um Stunde um Stunde. In den ersten 2 Wochen verließ ich nicht ein einziges Mal das Gebäude. Hin und wieder gönnte ich mir ein paar Stunden Schlaf. Und hin und wieder stellte ich fest dass ich müffelte, ging mich duschen und umziehen und arbeitete weiter. 3 Mal täglich wurde uns etwas zu essen gebracht und hin und wieder dachten wir sogar daran es zu uns zu nehmen. In diesen 2 Wochen gab es auch Momente wo ich eigentlich schlafen wollte, aber nicht konnte, da mir einfach zu viel durch meinen Kopf schwirrte. Diese ganze Situation überforderte mich sobald ich darüber nachdachte. Also ließ ich das mit dem nachdenken und arbeitete noch mehr.
Nach und nach bekamen wir Fotos von den gecasteten Schauspielern und schon bald begann ich mir die Schauspieler in den Dialogen vorzustellen. Bis dahin hatte ich immer meinen Ex und mich vor Augen, doch langsam verblasste dieses Bild und wurde durch die Schauspieler ersetzt. Ich genoss diesen Schaffensprozess, mit jeder kreativen Ader meines Körpers und tauchte vollständig in das Projekt ein. Ich meldete mich nicht bei meiner Familie. Vergaß völlig dass es noch eine andere Welt gab. Wenn mich jemand in dieser Zeit nach der Uhrzeit fragte, konnte ich es nicht beantworten. Ich wusste oft nicht mal ob gerade Tag oder Nacht war.
Und so kam es, dass sie mir, nachdem ich mal wieder 24 Stunden mehr oder weniger durchgearbeitet hatte und schon ein wenig müffelte, plötzlich gegenüber standen. Camilla Palmer und Aksel Jostos waren gekommen um das Team kennen zu lernen und um an einer Besprechung mit dem Produzenten teilzunehmen. Man konnte sofort sehen, dass sich die beiden ausgezeichnet verstanden, was für das Gelingen des Projektes, schon mal sehr hilfreich war. Schließlich sollten sie Seelenverwandte darstellen. Natürlich fing ich zu stottern an, als der heißeste Typ auf Erden mir gegenüber stand und mich mit seinem umwerfenden Lächeln beglückte. Vor allem war ich mir sehr wohl bewusst, wie ich aussah. Ich hatte die letzten 24 Stunden in den Freizeitklamotten verbracht, war zerzaust und hatte Ringe unter den Augen. Ich konnte nur hoffen, dass mein Geruch nicht bis zu ihm vordrang.
Mir waren die beiden sofort sympathisch. Obwohl sie zu den Berühmtheiten hier in L.A. zählen, wirkten sie überhaupt nicht abgehoben. Ganz im Gegenteil, sie wirkten natürlich und ehrlich interessiert an unserer Arbeit. Ich weiß noch, ich schämte mich damals in Grund und Boden wegen meines Aussehens. Wie schüchtern ich da gewesen bin. Kaum zu glauben, dass das erst 2 Wochen her war.
Heute teile ich wie selbstverständlich das Bett mit ihm. Wobei das für mich noch viel schwerer zu begreifen ist. Wenn ich nicht seine Hand auf meinem Bauch und sein Becken an meinem Po spüren würde, ich würde denken dass ich träume. Doch es ist Wirklichkeit. Er hält mich beim Schlafen im Arm und es fühlt sich wie das selbstverständlichste der Welt an. Als ob er nie etwas anderes getan hätte. In seinen Armen fühle ich mich geborgen. Ich liebe seinen Geruch, seine Nähe, seine Berührungen,…
STOP! Diese Gedanken darf ich erst gar nicht zulassen. Ich darf mich nicht zu sehr daran gewöhnen. Ich sollte genießen war mir das Leben bietet, doch ich darf mich nicht in solche Träume hineinsteigern. Meine Zeit in dieser Welt ist beschränkt. Meine Zeit mit ihm ist beschränkt. In ein paar Monaten wird diese Nacht eine tolle Erinnerung sein. Doch ich werde dann wieder zu Hause sein. In meiner wirklichen Welt. Und er wird bei seinem nächsten Projekt, wo auch immer das sein wird, sein. Und wahrscheinlich wird er dann eine andere Frau im Arm halten. Ich hoffe nur, dass er damit bis zu seinem nächsten Projekt wartet! Wenn er sich in nächster Zeit jemand finden sollte, muss ich zurück in mein kleines Zimmer am Set. Ich hoffe zwar nicht dass es so weit kommen wird, aber ausschließen kann ich es natürlich nicht. Schließlich sind wir nur Freunde. Und er ist so ein toller Mann, den tausende Frauen anbeten. Vielleicht sollte ich zurück gehen, bevor er mich darum bittet?
© Libellchen, 2013
Pingback: Drehbuch der Liebe – Teil 3 | Libellchen
Pingback: Drehbuch der Liebe – Teil 5 | Libellchen