Ich mag es nicht, wenn mir ein Mann ungefragt auf den Arsch greift. Naja, es gibt Ausnahmen. Eine Ausnahme. Bei ihm ist irgendwie alles anders. So ist das vielleicht mit Seelenverwandten. Da gelten „normale Regeln“ nicht. Es gibt Dinge, die lasse ich nur ihm durchgehen. Das habe ich auch letzte Woche wieder mal gemerkt. Jedes Mal wenn wir vom Keller hoch gingen, und ich vorging, griff er mir beherzt auf den Arsch. Und er ließ mich jedes Mal vorgehen. Und ich ließ es zu und lachte noch darüber. Einem anderen hätte ich eine geknallt. Ja, seit voriger Woche gehört Körperkontakt wieder zu unserer Beziehung.
Vielleicht ging das Abtragen auch deshalb so schnell über die Bühne, weil wir mit flirten und fummeln beschäftigt waren?! Nach der Arbeit, wurde geduscht. Er durfte zuerst. Natürlich zog er sich wieder im Wohnzimmer aus und ging nackig ins Bad. Das kannte ich schon von Februar. Doch damals ignorierte ich ihn. Diesmal nicht. Ich riskierte mehr als einen Blick auf seinen Arsch. Da ich mir noch nicht sicher war, was er wirklich vorhatte, zog ich mich auch vor ihm aus, um seine Reaktion zu testen. Doch er ließ sich nichts anmerken.
Nach dem duschen lief ich genauso nackig wie er durch meine Wohnung und er begutachtete den Unterschied zu früher. Ich hatte ja doch einiges an Kilos weniger. Auch wenn ihm das eigentlich gar nicht gefällt, so hatte ich nicht das Gefühl, dass er nicht interessiert war. Zu dem Zeitpunkt hatte er schon mehrfach Anspielungen auf Sex gemacht, doch ehrlich gesagt, glaubte ich ihm kein Wort. Darüber reden – ja. Es tun – ich weiß nicht. Ich glaube er hat Angst vor mir. Er weiß wie nahe ich ihm kommen kann, ich glaube das will er nicht riskieren. Also nehme ich ihn nicht ernst wenn er so etwas sagt.
Ich suchte mir Kleidung und zog mich an. Ich hatte Hunger. Also gingen wir essen. Nach dem Essen fuhren wir wieder zu mir, wo ich uns einen Tee kochte. Zum Tee las er sich die Baubeschreibung zu meiner neuen Wohnung durch und kalkulierte welches Auto „wir“ zum siedeln brauchen werden. Außerdem entdeckte ich eine neue Seite an ihm. Er dürfte gut mit Farben umgehen können und machte mir den Vorschlag, meine Wohnung zu „bemalen“. Ich hatte ihm erzählt, dass ich nicht weiß welche Wandfarbe ich nehmen soll, woraufhin er meinte, warum ich es nicht weiß machen ließe und ansonsten mit farblichen Highlights arbeiten würde. Nun, weil ich dazu nicht kreativ genug bin. Er bot mir seine Hilfe an, nur um dann zu zweifeln, ob es eine gute Idee sei, wenn er etwas in meiner neuen Wohnung machen würde. So von wegen Neuanfang und „altes“ mitnehmen.
Ich überraschte ihn damit, dass ich ihm sagte, dass ich das schon selbst durchgedacht hatte und es mich mittlerweile nicht mehr stört, wenn er in meiner neuen Wohnung präsent ist. Vor einem Jahr wäre es noch etwas anderes gewesen. Zwischen den Gesprächen bezüglich meiner neuen Wohnung, fragte er immer mal wieder nach, ob wir denn noch Sex haben würden. Bis es mir reichte und ich ihm sagte, dass ich ihm kein Wort glaube. Und ich hatte Recht. Er wollte nicht wirklich mit mir schlafen, da er Angst vor dem danach hat. War ja klar! Als klar war, dass wir keinen Sex haben würden, begann das Händchen halten, das kuscheln und das umarmen.
Wir fühlen uns noch immer verbunden und wohl miteinander. Doch es hat sich trotzdem etwas verändert. Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen das ihn anhimmelt und darauf wartet, dass der tolle Mann sich ihrer annimmt. Ich reize ihn mit meinem Körper, schaue ihm in die Augen und fordere ihn auf Klartext mit mir zu reden. Ich sage ihm, wenn er Sex haben will, soll er etwas tun, nicht nur reden. Ich sage ihm, dass ich sicher nicht den ersten Schritt mache, er kann sich sein „blödes reden“ also sparen. Ich hatte das Gefühl, ihm wieder einiges zum Nachdenken mit auf den Weg gegeben zu haben. Und mein Verhalten hat ihn verunsichert. Er sagte nein und ich wünschte ihm eine gute Heimreise. Ich weiß, dass er spürt was in mir vorgeht. Genauso wie ich spüre, dass meine Coolheit – die echt und nicht gespielt war – total verunsicherte.
Als er weg war, schnappte ich mir ein Buch, meinen I-Pod und ging ins Bett. Und deshalb hörte ich das Telefon auch nicht gleich. Er meldete sich noch mal von unterwegs. Das hatte er schon lange nicht mehr getan. Wieso hat er angerufen? Wirklich nur um mir zu sagen, dass sein Navi ihm eine schnellere Fahrtstrecke gesagt hat? Oder wollte er noch mal meine Stimme hören?
Es ist nur ein Gefühl, aber ich glaube, es hat sich wieder etwas verändert. Und wenn ich Recht habe, dann ist es diesmal genau umgekehrt. Wenn ich Recht behalte, dann habe diesmal ich ihn am Haken und nicht mehr umgekehrt. Und warum? Weil ich mich nicht mehr nach ihm verzehre. Weil ich ihn zwar in meinem Bett wollen würde, aber nicht mehr in meinem Leben. Ich würde gerne mit seinem Körper spielen, aber nicht mehr. Und ich weiß, dass ich das auch ausgestrahlt habe. Und das hat er sicherlich nicht erwartet. Denn so kennt er das kleine liebe Libellchen nicht. Er kennt die Seite, ich habe Sex wo und wann ich will, nicht. Bisher haben wir nur Liebe gemacht, doch ich kann auch ganz anders. Und wenn er sich darauf einlässt, hat er erst Recht ein Problem. Denn wenn ich nicht liebe – und Angst habe jemand zu verlieren – dann bin ich ziemlich hemmungslos im Bett.
© Libellchen, 2013
Scheinbar hattest du ihn wirklich am Haken. Er wird dich an dem Abend mit allergrößter Sicherheit nicht deshalb angerufen, nur um dir zu sagen, dass sein Navi eine schnellere Strecke gefunden hat 😉
Mir schießt gerade folgender Gedanke durch den Kopf: ist es, wenn man sich als ehemaliges Paar wieder annähert, wirklich gut, dies primär auf der sexuellen Ebene zu tun? Wenn es wieder zu einer Beziehung käme, würde sich diese nicht zu sehr auf das sexuelle stützen? Es wäre zumindest nicht das, was ich persönlich wollen würde.
Interessant aber, dass du erst dann richtig hemmungslos wirst, wenn dir der Verlust des Partners egal wäre. Ich denke, man sollte sich schon beim „ersten Versuch“ sexuell richtig ausleben (können). Beide Seiten. Und auch unverblümt und offen über seine (schweinischen) Fantasien sprechen können.
Also unverblümt und offen funktioniert bei mir nicht so leicht. Und schon gar nicht von Anfang an. Mit der Zeit kann ich mich zwar öffnen, aber halt nur bis zu einem gewissen Punkt. Vielleicht fühlte ich mich bisher einfach nur nicht sicher genug…..?
Ich glaube bei einer Wiederannäherung eines Paares, gibt es kein Patentrezept. Dazu kommt es viel zu sehr auf die Persönlichkeiten und die Umstände an.
Liebe Grüße
Interessante Entwicklung! Ich frage mich, was passiert, falls ihr wirklich im Bett landet. Meine Theorie: danach fühlst du dich ihm nicht mal mehr verbunden. Er kann nicht mehr mit dir spielen, aber du jetzt mit ihm. Bin sehr gespannt!
Keine Ahnung ob es so weit kommt. Aber ich genieße das Gefühl, diesmal die coolere zu sein 🙂 Da macht flirten gleich viel mehr Spaß!