Sex ohne Gefühle?

In den letzten Jahren ist es sehr ruhig geworden in meinem Sexleben. Doch das war nicht immer so. Ich war mal ein sehr sexuelles Wesen. Doch in letzter Zeit hat mich kein Mann wirklich gereizt. Und das ist die Grundvoraussetzung für Sex. Ein Mann muss mich reizen. Ich muss nicht verliebt sein um guten Sex zu haben. Aber es muss ein sexueller Reiz vorhanden sein. Und wenn mich kein Mann reizt, dann habe ich halt keinen Sex. Von daher, gibt es bei mir nur Sex mit Gefühl, auch wenn dieses Gefühl nicht Liebe sein muss.

Einen Mann gab es in den letzten Jahren schon der mich gereizt hätte, doch Sex mit ihm, hätte ich emotional nicht verkraftet. Doch in den letzten 3 Jahren hat sich einiges verändert. Ich habe mich verändert. Wer wissen will was vor unserer Trennung zwischen uns war, kann das gerne nachlesen. Mir geht es jetzt um die Veränderung von mir und meine Haltung ihm gegenüber.

Der süße Typ. Als er mich zurückließ, war ich am Boden zerstört. Ich liebte ihn, doch er wollte mich nicht mehr. Er brach mir das Herz. Doch ich konnte ihm nicht böse sein. Er war immer ehrlich zu mir gewesen. Hatte mir immer die Wahrheit gesagt und ich hatte mich trotzdem darauf eingelassen. Und er war auch nach der Trennung für mich da. Er tröstete mich über meine Tränen hinweg. Er hielt meinen Schimpftiraden stand. Er war immer da, doch kam mir körperlich nicht zu nahe. Er hielt Abstand, damit ich realisieren konnte, dass es vorbei war.

Das erste Jahr war hart. Ich verzehrte mich noch immer nach ihm. Vermisste seine Nähe. Fühlte mich einsam und hässlich. Hatte jedes bisschen Selbstwertgefühl verloren und verbrachte meine Zeit überwiegend heulend. Damals stellte ich fest, dass meinen Tränendrüsen kein Ende haben. Ich heulte wenn ich wach war, ich heulte im Schlaf. Wenn ich morgens aufwachte und merkte dass ich im Schlaf geweint hatte, fing ich sofort wieder an zu weinen. Ich vegetierte dahin und versuchte meinen Schmerz mit Alkohol abzutöten.

Doch wenn man ganz am Boden ist, geht es nur mehr aufwärts. Und so ging es irgendwann besser. Dabei half vor allem das Schreiben ungemein. Ich begann zu schwimmen und zu wandern. Versuchte Momente in meinem Leben zu finden, wo es mir gut ging und kostete jedes bisschen Glück bestmöglich aus. Ich machte Minischritte, aber davon einen nach dem anderen. Mir ging es immer besser. Im nicht. Während ich aufblühte, schaute er immer schlechter aus. Er stand kurz vor einem Burnout und hatte mehrere langwierige Krankheiten. Sein Körper zwang ihn zu einer Auszeit. Meiner wurde immer fitter.

Ich lernte mich selbst zu lieben. Unabhängig von meinen Mitmenschen baute ich mein Selbstwertgefühl immer mehr auf. Das Abnehmen half natürlich auch. Unsere Beziehung veränderte sich. Wir versuchten Freunde zu bleiben, doch das tat ihm nicht gut. Ich sagte ihm zu viele Dinge die er nicht hören wollte. Für einen Menschen der Angst vor Nähe hat, ist ein Freund der direkten Einblick in seine Seele hat, nicht die beste Wahl. Ich sagte ihm sehr viele „unangenehme“ Dinge. Dinge die zwar stimmten, die er allerdings nicht hören wollte. Also verflachte der Kontakt. Wenn ich Hilfe brauchte, war er allerdings immer zur Stelle. Er war gern mein „Retter“. In dieser Rolle gefällt er sich gut.

Heuer im Februar war er bei mir – Holzlieferung. Und nach dem Abtragen duschte er bei mir. Und dabei lief er nackt durch meine Wohnung und machte Anspielungen bezüglich unverbindlichem Sex. Ich nahm ihn nicht ernst, was ich ihm auch sagte. Und ich hätte es auch nicht getan. Ich hätte es nicht gekonnt. Ich war emotional noch zu nahe dran. Ich hatte einfach keinen Abstand.

Ein paar Tage bevor wir letzte Woche Holz holten, machte er wieder den Vorschlag, dass ich ihn statt mit einer Pizza, ja auch mit Sex für seine Hilfe „bezahlen“ könnte. Und ich dachte ernsthaft darüber nach. Nicht bezüglich „bezahlen“, sondern ob ich mit ihm Sex haben könnte. Und ich kam zu dem Schluss, dass ich es könnte. Der Sex war außergewöhnlich gut gewesen. Ich hatte noch nie mit einem Menschen so sehr harmoniert. Mal abgesehen von der emotionalen Komponente, wusste er auch genau was er mit mir tun musste, dass ich zu einem Orgasmus komme. Von daher, wäre der Sex, auch ohne Liebe sicher noch sehr gut. Und ich liebte ihn nicht mehr. Zu viel hatten wir uns verändert. Damals wollte ich eine Beziehung mit ihm, heute wäre er der letzte Mann, denn ich an meiner Seite gebrauchen könnte. Doch er reizte mich noch immer. Ich beschloss es einfach auf mich zukommen zu lassen. Und so war der Freitag doppelt spannend….

Fortsetzung folgt…

© Libellchen, 2013

8 Kommentare zu “Sex ohne Gefühle?

  1. Würde Sex immer nur mit Liebe einhergehen, so würde es sicher auch keine Selbstbefriedigung geben. Früher dachte ich anders, war richtig „prüde“, konservativ und altbacken. Heute hingegen denke ich, dass man Sex und Liebe klar trennen kann. Aber ja, es sollten natürlich entsprechende Reize da sein, die einen ansprechen.

    Ich blühe momentan auch wieder richtig auf, nehme mich selbst wahr und auch die „netten Blicke“ diverser Frauen. Unverbindlicher Sex käme für mich derzeit allerdings noch nicht infrage. Nichtsdestotrotz stelle ich immer wieder fest, wie kribbelnd und selbstbestätigend doch die Flirterei sein kann. Ich weiß wieder, dass ich recht gut aussehe, wie ich auf Frauen wirke und genieße mich selbst.

    Wenn ich das so lese muss ich sagen, dass wir recht viel gemeinsam haben 😉

    Bin gespannt auf die Fortsetzung.

    • Fortsetzung – Morgen 😉

      Die Blicke genieße ich natürlich auch, aber ich brauche sie mittlerweile – Gott sei Dank – nicht mehr für mein Selbstwertgefühl.

      Für unverbindlichen Sex muss einfach alles stimmen. Von daher, lass dir Zeit, dass wird schon 😉

  2. Es ist immer gut und wertvoll, wenn man als Frau nicht auf die Bestätigung von Männern angewiesen ist. Ich mag sowas auch nicht und finde es recht schwach. Sich dennoch darüber zu freuen, ist doch logisch.

    Ochja, ich suche mitnichten danach. Aber manchmal ergeben sich Dinge, die sich eben ergeben 😉

    • Naja, um nicht mehr auf die Bestätigung von außen angewiesen sein zu können, muss man an seinem Selbstwertgefühl arbeiten. Das habe ich die letzten 2 Jahre getan. Die 33 Jahre zuvor, war mein Selbstwertgefühl nicht wirklich präsent, von daher machte ich mich immer von der Bestätigung anderer abhängig. Von Männern, meiner Familie, meinen Freunden, meinen Chefs….. In deinen Augen mag das schwach sein, ich finde es stark, dass ich trotz all der Rückschläge nie aufgegeben habe und heute da bin, wo ich bin!
      Liebe Grüße

  3. Es ist und bleibt in meinen Augen schwach. Es ist richtig, dass es eine Frage des Selbstwertgefühls ist. Umso stärker ist es, wenn man den Weg dort hinaus findet. Es gibt aber eben auch Menschen, die diese Schiene ein Leben lang fahren.

    Ich finde es gut, dass du heute so bist, wie du zu sein scheinst 🙂

    • Was ist eigentlich mit Männern die sich von der Meinung von Frauen abhängig machen? Oder von Kindern die sich nach der Zuneigung ihrer Eltern sehnen? Oder von Mitarbeitern welche die Anerkennung ihres Chefs/ihrer Chefin brauchen? Und findest du auch es auch schwach, wenn Menschen ein Leben lang die Schiene fahren, einfach weil sie nie Hilfe bekommen? Weil ihnen nie jemand sagt, dass es an ihrem mangelnden Selbstwertgefühl liegt?

  4. Ja, ich finde es schwach. Aber ich meine dieses „schwach“ nicht als bösen Begriff. Ich denke, dass ein Großteil aller, die in unserer Gesellschaft herumlaufen, an einem geringen, wenn nicht gebrochenem Selbstvertrauen leiden. Und sie merken es selbst nicht. Man kann keinem einen Vorwurf machen, denn das, was sie dazu treibt, ist die Gesellschaft. Die Menschen gehen nach in nach ein, weil jeglicher Individualismus abhanden kommt. Und damit meine ich keinen Individualismus, der dadurch entsteht, dass man sich tattowieren lässt oder sich die Haare färbt. Ich bin zwar kein Misanthrop, aber ich beobachte, dass alles immer schlimmer wird.

    Man sollte wieder auf sich selbst hören. Auf das, was man selber wirklich will. Ganz einfach.

    • Ich weiß nicht ob das so einfach ist. Jetzt wo ich weiß wie es geht, ist es das schon, doch wenn man nicht weiß, was das Problem ist, wie soll man es dann lösen? Die wenigsten von uns, sind von in sich selbst ruhenden, selbstreflektierten Eltern groß gezogen worden. Woher also sollen wir wissen wie es geht sich selbst zu lieben? Ich habe mit „schwach“ deshalb ein Problem, weil ich unter schwach etwas anderes verstehe. Menschen sind dann schwach, wenn sie ihr Problem kennen, es aber trotzdem nicht ändern. Ansonsten zähle ich sie zu den Unwissenden. Aber das ist nur meine Meinung. 😉

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