Was ist wirklich mein Problem wenn ich nicht respektiert werde? Eine nicht neue Frage, doch dank eines Kommentars in meinem Blog, habe ich jetzt die Idee eines neuen Zuganges. Ich kenne ja das Spiegelgesetz, das besagt, jene Dinge die uns an unseren Mitmenschen stören, sind jene Dinge die man an sich selbst nicht mag. Zumindest hatte ich das bisher so ausgelegt. Doch irgendwie hatte diese Theorie Grenzen. Wenn mich die Unzuverlässigkeit anderer stört, dann kann das nicht sein weil ich selbst unzuverlässig bin. Im Gegenteil ich bin die Zuverlässigkeit in Person. Es ist vielmehr der mangelnde Respekt meiner Person gegenüber. Da ist es wieder – mangelnder Respekt. Dort ist mit dem Spiegelgesetz aber Schluss, denn ich bin ja zuverlässig und bringe meinen Mitmenschen damit den Respekt entgegen den sie verdienen.
Wieso also wird es mir nicht erwidert? Wenn ich davon ausgehe, dass mir gutes widerfährt wenn ich gutes tue, dürfte ich ja nicht immer und immer wieder verletzt werden…. Bei dem Kommentar hat mir mein lieber Leser auch ein paar Links hinterlassen. Normalerweise mag ich es nicht wenn mir jemand in Kommentare Links anderer Blogs postet, doch ich hab sie drin gelassen. Ich hab sie mir angeschaut und für gut befunden. Es geht darum das Spiegelgesetz nicht nur oberflächlich zu betrachten. Wenn uns etwas stört – zum Beispiel mangelnder Respekt – dann geht es nicht darum dass uns ein Verhalten gespiegelt wird, sondern wir sollten herausfinden welches Gefühl das störende Verhalten auslöst.
Was also fühle ich, wenn ich nicht respektiert werde? – spontan würde ich sagen Wut. Ich tue und mache und bei manchen Menschen ist es einfach sinnlos. Ich bin gut, ich habe mir meine Position erarbeitet und trotzdem gibt es Menschen die mich nicht respektieren. Ich weiß Wut ist noch nicht die Antwort. Ich weiß darunter kommt noch was, doch eines nach dem anderen. Wut ist schon mal ganz gut. Ich war in meinem Leben schon sehr oft wütend. Ich würde sogar sagen, ich kenne auch das Gefühl der ohnmächtigen Wut. Gerade als Jugendliche war ich sehr wütend, bis hin zur Depression. Wenn man in einer Situation feststeckt in der man nicht sein will und nichts dagegen tun kann, dann führt das bei mir zu ohnmächtiger Wut. Und wenn ich mich ohnmächtig fühle, versuche ich das Gefühl zu betäuben – mit Alkohol – was wiederum zu depressiven Phasen führt. Ich glaube meine Teenagerzeit habe ich damit ganz gut beschrieben.
Nur bin ich mittlerweile erwachsen. Doch mit Wut kann ich immer noch nicht richtig umgehen. Ich versuche sie nur mittlerweile zu vermeiden indem ich versuche alles im Griff zu haben. So lange ich nicht das Gefühl habe hilflos zu sein, solange kann mich auch die ohnmächtige Wut nicht erreichen. Wütend bin ich allerdings öfters. Und immer hat es mit anderen Menschen zu tun. Auf mich selbst bin ich kaum wütend. Warum auch. Ich treffe Entscheidungen und stehe dazu. Wenn ich eine falsche Entscheidung treffe, brauche ich deswegen nicht böse auf mich selbst sein. Ich habe mir die Entscheidung entweder gründlich überlegt, oder es war eine Bauchentscheidung. So oder so, ich habe eigentlich nie Grund auf mich selbst wütend zu sein.
Bei meinen Mitmenschen ist das was anderes. Da bin ich oft wütend, doch ich zeige es nicht. Wut ist ein negatives Gefühl, deswegen will ich es nicht. Und weil ich es nicht will, zeige ich es nicht – typische Vogel-Strauß Politik. Nur geht es ja nicht wirklich weg, nur weil ich es mir nicht zugestehe. Bei mir bricht Wut nur sehr selten aus. Sie schwellt unter der Oberfläche, und ich gehe mal davon aus, dass andere Menschen das sehr wohl spüren, auch wenn ich selbst es mir nicht eingestehen will. Vielleicht sollte ich ehrlicher mit meiner Wut umgehen. Und es auch kommunizieren wenn mich jemand wütend macht. Dem Gefühl Wut habe ich in meinem Leben nicht viel Raum gegeben. Ich habe es meistens in eine Ecke gestellt und bin sofort zum Vergeben über gegangen. Uff – da fallen mir spontan 10 Beispiele ein wo ich auf Freunde wütend war und es einfach ignoriert habe, weil sie es ja nicht böse gemeint hatten…..
© Libellchen, 2013
sehr schön beschrieben! Das Problem von anderen nicht respektiert zu werden kommt immer wieder, ich glaube allerdings das man sich von menschen trennen muss, die einen nicht respektieren.. Ich habe mal einen Mann kennen gelernt, älter als ich, und doch soviel unreifer.. Er hat Frauen als ganzes nicht respektiert (obwohl er modern, aufgeschlossen, höflich und super nett war eigentlich), „Frauen können nicht Autofahren, eigentlich können Männer auch besser kochen, und putzen, WENN man ihnen es beibringen würde…“ Ich habe ihm sehr schnell den laufpass gegeben, mit den Worten: „Dann koch doch bitte selber, und bestell nicht immer Pizza“!
Hallo!
Von Menschen trennen die einen nicht respektieren ist sicher der richtige Weg, aber was soll man tun mit jenen von denen man sich nicht einfach trennen kann? Konkret Familie und Arbeitskollegen. Die Familie kann man sich nicht aussuchen, da muss man einen Weg finden damit umzugehen. Sicher kann man den Kontakt abbrechen, aber aus meiner Erfahrung ist das eine Wunde die sich niemals schließt. 😦 Und Kollegen bzw. Mitarbeiter, da kann ich mir maximal einen neuen Job suchen….
LG
Hi, ja da hast du wirklich recht. Ich glaube allerdings das man in einer so engen Verbindung (gerade Familie) auch hier den direkten weg der Kommunikation wählen sollte, wenn man es innerlich nicht mehr ertragen kann..
Es kommt auch einfach immer auf die jeweilige Situation an.. Liebe Grüße, Gianna