Suchtanfälligkeit

Ich kenne keinen Menschen der nicht ein wenig ein Suchtverhalten an den Tag legt. Bei den einen sind es Alkohol und/oder Drogen, bei anderen das Essen, dann kenne ich Spieler – virtuell oder real, Serienjunkies und Sportler. Ich hab alles ausprobiert. Ich hab Alkohol getrunken – exzessiv, ich bin ein Frustesser – je schlechter es mir geht, desto mehr futtere ich, ich liebe Computerspiele, ich bin definitiv ein Serienjunkie und in letzter Zeit habe ich bei meinem täglichen Training ein wenig über die Stränge geschlagen.

Doch es gibt da immer einen Punkt in mir, der mich vor einem echten Abrutschen – egal in welche Sucht – rettet. Alkohol habe ich getrunken so lange bis ich mir selbst die Frage stellte ob ich möglicherweise eine Alkoholikerin bin, das machte mir so Angst, dass ich von einem Tag auf den anderen aufhörte. Nach einem halben Jahr ohne einen einzigen Schluck, begann ich dann maßvoller zu trinken. Mittlerweile habe ich nur mehr sehr selten Lust auf einen Schluck. Ich habe andere Süchte gefunden.

Ich habe auch 16 Jahre geraucht und von einem Tag auf den anderen aufgehört. Ich bin also nicht wirklich suchtgefährdet, was mir den Umgang mit meinen Süchten extrem erleichtert. Ich weiß einfach, dass ich jederzeit aufhören könnte wenn ich den wollte, und so kann ich es viel mehr genießen. Das Essen ist keine Sucht mehr, seit ich begonnen habe auf mein persönliches Glück zu achten. Seit ich dafür sorge, dass ich grundsätzlich glücklich bin und meine Depressionen losgeworden bin, hatte ich keine einzige Heißhungerattacke mehr. Das Gambeln ist mir aber geblieben. Wobei ich es sehr eingeschränkt habe. Dank meiner Berufstätigkeit habe ich auch gar nicht so viel Zeit zum Computer spielen.

In meiner 5-monatigen Arbeitslosigkeit 2003/2004 war das anders. Da hatte ich nichts anderes zu tun und auch kein Geld um großartig etwas zu unternehmen. Und so spielte ich und spielte ich und spielte ich… Damals waren es die Sims. Bis mich eine Freundin anrief und ich ganz verwundert fragte, was passiert sei dass sie mich um 3 Uhr morgens anruft. Es war allerdings zu Mittag, nur bei meinen Sims war es mitten in der Nacht. Das gab mir nachhaltig zu denken. Daraufhin wurde auch das spielen wieder eingeschränkt und durch meinen neuen Job, fehlte mir dann sowieso die Zeit. Was mich auch schon jahrzehntlang begleitet sind meine Serien – Buffy, Angel, Charmed, Emergency Room, 24, OC California, Stargate Atlantis, Vampire Diaries, True Blood, Dexter, Grey´s Anatomy, Private Practice, The Big Bang Theory, How I met your mother, uvm.

Ich würde mir deswegen mehr Sorgen machen, wenn ich nicht wüsste dass ich auch 2 Wochen ohne Fernseher und Internet auskommen kann. Wenn ich Urlaub mache, nehme ich bewusst nichts Elektronisches mit um mir selbst zu beweisen, dass ich es nicht wirklich brauche. Und so kommen wir zu meiner neuesten Sucht. Seit Anfang November trainiere ich täglich. Zuerst in Maßen, und dann immer mehr. Ich habe mein tägliches Pensum erhöht und durch das schöne Wetter kam dann auch noch schwimmen dazu. Und das war dann doch einen Tick zu viel. Am Sonntag saß ich bei dem tollen Wetter frühmorgens zu Hause und überlegte was ich machen sollte. Der See reizte mich nicht wirklich, da ich am Samstag ein wenig zu viel Sonne abbekommen hatte. Also dann wandern. Allerdings war ich verletzt. Ich konnte zwar auftreten, aber in Wanderschuhen könnte das eine Qual werden. Trotzdem dachte ich ernsthaft darüber nach einen 4-stündigen Wanderausflug zu machen.

Allerdings konnte ich mich dann selbst eines besseren belehren. Der Sonntag wird nicht der letzte schöne Tag sein, und da ich jeden Muskel vom schwimmen spürte und mein Fuß beim auftreten weh tat, entschied ich mich für einen gemütlichen Tag zu Hause. Ich öffnete alle Fenster und begann meine Wohnung zu säubern. Und ich war richtig stolz auf mich, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört habe, dass mir klar kommunizierte zu Hause zu bleiben. Wer weiß, vielleicht wäre ich sonst irgendwo abgestürzt. Ich weiß ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die keine Angst vor ihrem Suchtverhalten haben müssen, da sie einen Notfallschalter besitzen. Menschen die das nicht haben tun mir allerdings leid. Ich weiß wie sehr man in so einer Sucht aufgehen kann, da nicht jederzeit aussteigen zu können, ist für mich eine sehr beängstigende Vorstellung.

© Libellchen, 2013

2 Kommentare zu “Suchtanfälligkeit

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s