Alleingänge

Als ich ein Kind war, bin ich mit meinem Großvater regelmäßig in den Wald und auf die Berge gegangen. Ich war es gewohnt, gemeinsam zu wandern. Als Teenager habe ich mich dann von der Natur so weit wie möglich fern gehalten. Die Liebe zur Bewegung in der frischen Luft ist erst voriges Jahr wieder in mir hochgekommen. Allerdings hatte ich keine Begleitung.

Ich hab zwar eine ganz liebe Freundin die hin und wieder – ca. 2x im Jahr – mit mir wandern geht, aber 2x im Jahr ist mir mittlerweile zu wenig. Ich habs dann mit Singlewandern probiert, doch schwitzen und schnaufen umgeben von fremden Menschen, ist nicht ganz meins. Was bleibt also? Richtig, allein in den Wald.

Die längeren anstrengenderen Touren hebe ich mir für meine Freundin auf, alleine mache ich eher die kurzen, einfachen Strecken. Wobei so kurz und einfach sind sie mittlerweile gar nicht mehr. Und so stapfe ich immer öfter, stundenlang durch fremde Wälder und auf unbekannte Berge.

Und so wenig wie ich das anfangs mochte – so ganz allein im Wald – so sehr liebe ich es mittlerweile. Ich kann in meiner Geschwindigkeit gehen, bleib stehen wenn mir danach ist, trinke wenn ich Durst habe, schieß ein Foto wenn mich ein Motiv anspringt und drehe um, wenn ich nicht mehr will. Alles Dinge was ich zwar mit meiner Freundin auch kann, allerdings nicht bei wildfremden Menschen.

Und ich bekomme regelmäßig den Kopf frei. Nach der ersten längeren Steigung schwitze ich, wie andere Menschen in der Sauna. Nach der ersten Stunde, überlege ich ob es eine gute Idee war, diesen Weg zu wählen – meistens hab ich mich da schon das erste Mal verirrt. 🙂 Und nach 2 Stunden ist mein Kopf frei und alles was mir da noch zu mir durchdringt, ist die Beschaffenheit und der Steigungswinkel des Bodens, ob ich Durst oder Hunger habe oder ob ich vielleicht aufs Klo muss. Und so stapfe ich dahin. Höre auf die Vögel, den Uhu, den Kuckuck,… Sehe die schönen Aussichten und die tollen Blumen am Wegesrand.

Und wenn mir hin und wieder doch Menschen begegnen, dann wird freundlich gegrüßt – ja in den Wäldern und auf den Bergen bei uns ist das noch üblich. Ein höfliches „Grüß Gott“ oder einfach ein nettes „Hallo“. Doch nicht nur Wanderer grüßen einen, auch Einheimische in Wanderorten sind nach wie vor sehr freundlich zu Fremden.

Und so habe ich mich mittlerweile an meine Alleingänge gewöhnt, ja hab sie sogar liebgewonnen. Über einen Menschen der mit mir geht wäre ich trotzdem nicht böse. Doch wenn sich niemand findet, dann bleib ich trotzdem nicht zu Hause. Im Gegenteil – ich nutze so viele Möglichkeiten wie möglich.

© Libellchen, 2013

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