Ich war noch nie ein Freund von Rache und Intrigen. Wenn mich jemand verletzt, halte ich zwar nicht auch noch die andere Backe hin, aber gerächt habe ich mich auch noch nie. Im Laufe meines Lebens habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass das Leben diesbezüglich viel kreativer ist, als ich es je sein könnte. Jeder kennt ja den Spruch „Kleine Sünden straft Gott sofort“. Ich habe diesen Spruch schon vor längerem verlängert „Für große lässt er sich länger Zeit, dafür kommen sie dann dreifach zurück.“
Vor kurzem hat ChrisTina darüber nachgedacht dass sie als Sternzeichen Skorpion ja eigentlich eine gute Ausrede hat – sie muss sogar giftig sein. Und etwas in diesem Blogbeitrag hat mich total angesprochen. Ich bin zwar kein Skorpion, aber ich bin ihr in vielerlei Hinsicht ähnlich. Und auch wenn ich nicht „giftig“ bin, so kann ich doppelt so stur sein als andere – Steinbock halt. Und in einem bin ich ganz gleich wie sie. Wenn ich mich räche, dann indem ich etwas unterlasse.
Ich lasse Menschen auflaufen. Wenn mir jemand etwas „angetan“ hat, sprich mich verletzt, enttäuscht, betrogen oder belogen hat, dann interessiert mich sein oder ihr Schicksal nicht mehr. Ich lasse mir sehr lange sehr viel gefallen. Ich war für gewisse Menschen jahrelang da, auch wenn sie meine Freundschaft permanent mit Füßen getreten haben. Ich kann mein Ego zurück stecken um andere glücklich zu machen. Ich kann nachgeben um anderen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich kann viel ertragen, auch Zurückweisung. Doch es gibt da einen Punkt. Und dieser Punkt ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Doch er ist immer da. Und wenn dieser Punkt überschritten ist, bin ich weg und zwar für immer. Wenn dieser Punkt überschritten ist, ist dieser Mensch für mich gestorben.
Doch auch wenn dieser Mensch für mich gestorben ist, so habe ich nach einiger Zeit immer über Umwege eine Hiobsbotschaft über die Person erhalten. Und auch wenn ich mich nie so grausam gerächt hätte, wie es das Leben tut, so habe ich dann für diese Personen kein Fünkchen Beileid oder Mitleid über. Und ich würde auch diesen Personen nicht helfen, auch nicht wenn sie vor meiner Tür stehen würden und um Hilfe bitten würden. Im Gegensatz zu flüchtigen Bekannten. Wenn ein Bekannter, den ich nicht wirklich kenne, der mir aber auch nichts angetan hat, um Hilfe bitten würde, würde ich helfen – wenn ich kann.
Was meine ich nun mit auflaufen lassen? Ich kann Menschen in ihr Unglück laufen lassen. Wenn mir jemand zu verstehen gibt, dass er oder sie nichts mit mir zu tun haben will, so akzeptiere ich das. Auch oder gerade dann, wenn ich zuschauen kann, dass jemand sich selbst gerade ein Problem macht. So etwas entlockt mir sogar ein innerliches Lächeln. Es ist für mich immer wieder eine Genugtuung wenn Menschen mir zeigen wollen, dass sie ohne mich viel besser zurecht kommen und dabei direkt vor mir auf die Schnauze fallen. Ich weiß dass ist nicht der beste Charakterzug. Aber zum Märtyrer bin ich einfach nicht geboren. Dieses Gen hat in unserer Familie meine Großmutter abgegriffen. Ich lebe nach dem Motto – Wer nicht will, der hat schon. Und falls doch nicht, ist es auch nicht mein Problem!
Ich werde die Rache auch in Zukunft dem Leben überlassen, aber die Schadenfreude lasse ich mir nicht nehmen.
© Libellchen, 2013
jupp – das ist der 44-26 – hast recht *lach*
😉