Bei uns in der Firma wird Sicherheit groß geschrieben. Es ist ein echt wichtiges Thema, daher sind wir auch alle kleine Experten. Und da kommt es dann schon hin und wieder zu hitzigen Diskussionen. Letztens haben sich 2 Kollegen mal wieder über ein Sicherheitsthema unterhalten und ich habe unabsichtlich das Feuer mit einer Anekdote geschürt. Ich habe ihnen von meinen Erfahrungen mit der Tiefgarage im Kinocenter erzählt. Als ich das erstmal die Tiefgarage nutzte, war ich erstmal erschreckt, als ich hinausfuhr und der Schranken wie von Zauberhand aufging, ohne dass ich das Ticket zücken musste. Doch als ich beim 2. Mal darauf achtete, wurde mir alles klar. Beim Reinfahren in die Tiefgarage erfasst eine Kamera das Nummernzeichen, druckt es auf das Ticket und beim Rausfahren, überprüft eine andere Kamera, ob ich bezahlt habe und wenn ja, öffnet sich der Schranken wie von selbst.
Oh mein Gott, welch eine Aufregung das ausgelöst hat. Wie schrecklich, jetzt weiß das Kinocenter dass ich da war! Meine Reaktion darauf – Und? Ich könne das doch nicht so locker sehen, schließlich sind genau diese Dinge der erste Schritt zu einem Überwachungsstaat. Mag schon sein – Und? Ich bin ausgebildete Kosten- und Leistungsrechnerin, ich weiß was es heißt eine Unmenge von Daten zu haben – Man verliert den Überblick! Selbst wenn jeder meiner Schritte gespeichert wird – was über das Handy sowieso passiert – wieso sollte ich mir deswegen Sorgen machen. Ich habe eine reine Weste. Natürlich habe ich auch Staatsfeind Nummer 1 gesehen, aber deswegen gehe ich noch lange nicht davon aus, dass mir das auch passiert.
Viele halten mich deswegen vielleicht für naiv. Vor ein paar Jahren hätte ich mich selbst für naiv gehalten, aber ich habe mich verändert. Ich sehe nicht mehr hinter jedem Schatten etwas lauern. Ich genieße mein Leben und fürchte mich nicht vor Dingen, die noch nicht passiert sind. Natürlich möchte ich nicht, dass jemand den Inhalt meiner Mails liest, oder meine Telefongespräche mithört, aber ich gehe nicht davon aus, dass es nicht bereits so ist. Ich mache mich deswegen aber nicht verrückt und ziehe in Wald.
Ich habe für mich beschlossen mir keine Sorgen um etwas zu machen, dass nicht IST. Sollte es mal so sein, kann ich dann immer noch darüber nachdenken. Doch das heute lasse ich mir nicht aus Angst vor dem Morgen verderben. Und wie gesagt, je mehr Daten gesammelt werden, desto weniger kann man damit anfangen. Da ich mir also keine Angst vor dem Überwachungsstaat machen ließ, kamen sie mir mit dem nächsten Argument. Personifizierte Werbung! Oh Gott wie schrecklich. Und vor allem so neu. Die Firma Amazon schickt mir schon seit Jahren Produktempfehlungen. Und ich bin ihr deswegen nicht böse. Ich habe im Laufe der Jahre immer wieder tolle Sachen dadurch gefunden. Viele Autoren habe ich so entdeckt und auch viele tolle Filme. Ich mag personifizierte Werbung. Wahrscheinlich auch weil ich kein Problem mit Werbung habe.
Ich bekomme keinen Kaufzwang wenn ich Werbung sehe. Ich kaufe Dinge weil ich sie gern hätte und nicht weil mir eine Werbung vorgaukelt, dass ich sie brauche. Ich lasse mich also nicht durch Paranoia anstecken. Ich habe auch ein Facebook-Konto, noch so ein Teufelszeug. Wenn die wüssten dass ich auch einen Blog habe. Vielleicht wissen sie es auch. Falls ja, möchte ich euch liebe Kollegen hiermit ganz lieb grüßen. Hoffe ihr hattet bisher euren Spaß!
Ich finde es herrlich, dass ich mir deswegen keine Sorgen mache. Vor allem wenn man weiß, dass ich mal Angst vor meinem eigenen Schatten hatte. Und dorthin will ich nicht mehr zurück, ihr dürft eure Paranoia also ruhig behalten. Ich genieße auch in Zukunft mein Leben, mit Facebook-Account, Blog und personifizierter Werbung.
© Libellchen, 2012