Blicke

Es gibt Männer die sagen die schönsten Worte zu einem, die einem auch das Herz übergehen lassen, solange bis man entdeckt, dass sie so mit allen Frauen sprechen. Das ist der Moment, wo ich aufhöre den Lippenbekenntnissen zu glauben. Einer dieser Typen ist der süße Typ. Doch früher war da noch etwas in seinem Blick wenn er mich ansah, was mich davon überzeugte dass da doch mehr ist zwischen uns, als bei den anderen Frauen. Mittlerweile ist dieses gewisse Etwas aus seinem Blick verschwunden. Ich werde mittlerweile genau so umgarnt, wie alle anderen.

Mit schönen Worten, ohne emotionalen Tiefgang. Und das ist auch gut so. Wobei er sich das umgarnen auch sparen könnte. Das einzige Ziel ist ja, dass ihn alle Frauen anhimmeln und somit sein Ego stärken. Und da will ich eigentlich gar nicht mitspielen, auch wenn ich es immer wieder tue. Ich weiß dass ist blöd. Aber zumindest weiß ich was da abläuft. Im Gegensatz zu den vielen anderen Mädels die noch lange nach dem Gespräch Herzerl in den Augen haben, wo er schon gar nicht mehr weiß, dass er mit ihnen gesprochen hat.

Er ist halt ein richtiger Charmeur, der auch viel Tiefgang hätte, wenn er es denn zulassen würde. Tut er nicht – ist aber sein Problem, darf er gern behalten. Warum ich darauf komme. Weil ich ihn jetzt wieder öfter über den Weg gelaufen bin und mein Kollege der normalerweise täglich Kaffee trinken kommt, jetzt 2 Wochen in Urlaub war. Und somit war der einzige Mann, der mich als Frau wahr nimmt, der süße Typ. Doch mein Kollege ist wieder zurück. Und er macht noch immer nicht viele Worte.

Doch dieser Blick den er mir diese Woche wieder schenkte, der ging mir durch und durch. Jedes Mal wenn er mich mit seinen dunklen, blauen Augen ansieht, hab ich das Gefühl er sieht mir genau in die Seele. Ich habe so etwas erst einmal in meinem Leben erlebt. Und zwar früher mit dem süßen Typen. Ich denke auch dass ich zuvor so einen Tiefgang gar nicht zugelassen habe. Erst seit ein paar Jahren, zeige ich mich auch. Zuvor habe ich meine Seele tunlichst vor allen anderen Menschen verschlossen.

Doch auch wenn ich es mittlerweile zulasse, interessieren sich nicht viele Menschen wirklich dafür. Nur wenige suchen wirklich diesen Augenkontakt. Dieses sich ohne Worte einfach nur in die Augen schauen. Dieses sich wohl fühlen in der Gegenwart eines anderen Menschen – vor allem ohne Worte. Kein Bedürfnis die Augen zu senken um den Blickkontakt zu unterbrechen. Diese Selbstverständlichkeit.

Ich finde das echt faszinierend. Und noch viel faszinierender finde ich, dass wir noch immer per sie sind. Der Mensch der mir regelmäßig in meine Seele blickt und ich, sind immer noch per sie. Und so fallen den Menschen in unserer Umgebung diese Blicke auch gar nicht auf. Da wir nach über einem Jahr wo wir uns jetzt kennen, immer noch per sie sind, glauben alle dass wir uns nicht mögen. Doch wir wissen es auch ohne Worte besser. Da die Menschen das aber nicht wahr nehmen, können wir es in aller Ruhe ausleben – es fällt absolut niemanden auf. Im Gegenteil. Ich werde immer wieder angesprochen, was das für eine Spannung zwischen uns sei. Warum ich ihn nicht leiden könne. Nun ja, Spannung – ja, nicht leiden – nein! Doch ich kläre das nicht auf. Sollen sie glauben was sie wollen. Er und ich wissen es besser. Wir teilen zwar nicht viele Worte, dafür umso schönere Blicke!

© Libellchen, 2012

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