Ich habe nie kochen gelernt. In der Schule haben sie versucht es mir beizubringen, doch ich hab es nicht als wirklich lehrreich empfunden. Es war vielmehr so, dass uns gesagt worden ist, was zu tun ist und wir habens gemacht. Aber ich hab mir nichts davon gemerkt. Zu Hause hat meine Großmutter zwar immer gekocht, aber sie konnte nur ca. 10 unterschiedliche Gerichte und würzen war nicht ihrs. Als ich ausgezogen war und das erste Mal Knoblauch schmeckte, fühlte ich mich in eine völlig fremde Welt versetzt.
Und so habe ich mich die letzten Jahre mit viel Fertigteilkost durchs Leben geschlagen. Ich kann genug kochen um nicht zu verhungern, doch ich würde mit meinen Kochkünsten niemals jemand bekochen. Dafür kann ich es einfach viel zu schlecht. Und so sage ich immer, wenn mich jemand fragt – Ich kann nicht kochen. Doch letztens hat mir eine Freundin da vehement widersprochen. Ich könne sehr wohl kochen, wenn ich mich denn dafür interessieren würde. Und da hat sie vermutlich Recht. Ich hab mich einfach nie damit auseinander gesetzt. Einfach weil ich´s nicht brauche.
Ich überlebe auch so. Aber in den letzten Monaten hab ich schon öfter darüber nachgedacht, ob ich es nicht vielleicht langsam doch lernen sollte. Einfach weil selbstgekochtes, mit frischen Zutaten gesünder ist, als der ewige Packerl-Fraß. Doch bei mir scheitert es ja schon beim Einkaufen. Oder besser gesagt, ich brauche eine genaue Anleitung – inklusive wie würze ich richtig. Aber woher nehmen?
Das war vorige Woche der Stand der Dinge. Ich würde es mittlerweile wirklich mal ausprobieren wollen, wenn ich den wüsste wie. Und als ich vorigen Sonntag bei meinem Vater und meiner Stiefmutter war, kam das Gespräch – irgendwie, keine Ahnung wie – auf das Thema kochen. Und ich legte meinen Stand der Dinge dar. Eine Viertel Stunde später stand meine Stiefmutter plötzlich auf und verschwand im Wohnzimmer, wo sie zum Herumkramen anfing. Zurück kam sie mit einem Kochbuch – Knorr Fixibilität, Das Kochbuch mit über 400 Rezepten.
Sie erzählte mir, dass sie das Kochbuch irgendwann mal gekauft hatte, doch eigentlich nicht brauchen würde – sie kann im Gegensatz zu mir ausgezeichnet kochen. Und so schenkte sie es mir. Der Vorteil dieses Kochbuches ist, dass ich mir das würzen erspare – für den Anfang auf jeden Fall super. Die Rezepte sind auf die Fix-Mischungen von Knorr ausgelegt. Und es ist ganz toll beschrieben, was für Zutaten man braucht und wie die Gerichte zuzubereiten sind. Und so hab ich mir ein Rezept ausgewählt, hab mir einen Einkaufszettel geschrieben und bin einkaufen gegangen. Natürlich bin ich wie ein aufgescheuchtes Huhn im Geschäft hin und her gelaufen, bis ich alles beisammen hatte, aber letztendlich hatte ich alle Zutaten beisammen und konnte loslegen.
Was ich dann auch tat. Und so hab ich den Staatsfeiertag genutzt um nach einem Rezept zu kochen. Ich hab Faschiertes angebraten, Paprika geschnitten und mir ein Chili für Tortillas gekocht. Blöderweise war der Tortillateig – obwohl ganz frisch gekauft – schimmlig. Und so musste ich gleich mal improvisieren. Ich kochte kurzerhand Reis. Und kurz darauf ließ ich mir mein erstes Selbstgekochtes Chili mit Reis schmecken – und es schmeckte tatsächlich! Diese Art zu kochen gefällt mir. Ich weiß was ich kaufen muss und bin nicht gleich auch noch mit würzen überfordert. Ich denke ich werde das jetzt öfter machen. Vielleicht lern ich ja doch noch kochen.
Wirklich spannend finde ich den Weg bis zu meinem ersten selbstgekochten Essen. Ich denke darüber nach – eine Freundin erklärt mir wenn ich mich damit beschäftigen würde, würde ich es auch können – ich überlege wo ich ein Kochbuch herbekomme – ich rede mit meiner Stiefmutter – sie hat ein Kochbuch, dass sie nicht braucht und schenkt es mir – und es ist genau das was ich zum Anfangen brauche!
Wenn man dem Leben seinen Lauf lässt, fallen einem hin und wieder die richtigen Geschenke, zur richtigen Zeit in den Schoß! 🙂
© Libellchen, 2012