Ich hab mich mal wieder selbst überlistet. Nachdem ich mich entschieden habe, noch genug Leidensfähigkeit übrig zu haben, um noch 1 ½ Jahre auf meine Wohnung warten zu können, musste ich mich mit den Finanzen auseinander setzen. Ich war noch nie ein großer Geldausgeber, zumindest nicht für mich selbst. Geschenke für andere kauf ich leichter, als dass ich mir selbst etwas leiste.
Meine Großmutter hat mir das so vorgelebt. Sie kaufte immer zuerst mir Kleidung, bevor sie sich selbst was leistete. Wobei sie sich allerdings über ihr Märtyrerdasein definiert hat. Sie war nicht einfach selbstlos. Sie hat mir jedes Mal gesagt, dass sie sich für mich aufopfert und hat mir somit jedes Mal ein schlechtes Gewissen gemacht. Und so wollte ich im Laufe der Zeit immer weniger. Ich lernte mit ganz wenig auszukommen, damit meine Großmutter sich auch mal was kaufen kann. Was sie natürlich trotzdem nicht tat. Es wäre so oder so genug Geld dagewesen. Wir hätten uns auch beide einkleiden können. Doch so war es nicht. Wir hatten beide nichts. Sie war glücklich damit und ich kannte es nicht anders.
Als ich zu arbeiten begann, erweiterte ich meinen Kleiderschrank. Doch dabei ging es nur darum, mich sozial anzupassen. Ich konnte schließlich nicht jeden Tag dieselben Klamotten tragen. Und so wuchs mein Kleiderschrank langsam an. Vor ca. 7 Jahren freundete ich mich mit meiner heutigen besten Freundin an. Und sie ermunterte mich, dass ich mir ruhig auch mal was leisten darf. Dass es in Ordnung ist, das hart verdiente Geld auch auszugeben. Für mich selbst, einfach so. Und nach Jahren, wo sie dass in regelmäßigen Abständen wiederholte, fruchtete es auch irgendwann.
Ich lernte Geld auszugeben. Ich fuhr in Urlaub und begann regelmäßig zum Friseur zu gehen. Die Kosmetika und Kleidung wurden besser und auch teuerer. Ich lernte mich selbst zu verwöhnen. Nichts desto trotz sparte ich weiter. Ich wollte eine Basis für eine Eigentumswohnung schaffen. Doch auch wenn ich mittlerweile gelernt hatte Geld auszugeben, bei großen Anschaffungen viel es mir immer noch schwer, das Geld aus der Hand zu geben. Es ist einfach da immer so ein Gefühl, dass es vielleicht doch besser sei es zu behalten. Vielleicht würde ich es noch brauchen. Der Spruch „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, ist in mir ganz tief verankert. Doch wie will ich so eine Eigentumswohnung kaufen?
Auf Flappi-Art wie ChrisTina immer so schön sagt. Seit meinem Synonym Libellchen hat sie einen Spitznamen für mich – Flappi (vom Libellen-Flügelschlag). Und immer wenn ich etwas auf meine ganz eigene Art mache, dann ist das halt typisch Flappi. Und so bin auch an das Thema Wohnung herangegangen. Ich hab mich bewusst, selbst ausgetrickst. Ich wusste ich würde nicht einfach einen Kaufvertrag unterschreiben können.
Die Wohnung um die es geht, wird ja erst gebaut. Und am Montag war Vergabestart. Der Verkäufer hat mir vorige Woche vorgeschlagen – wenn ich will – kann ich ein Kaufangebot unterschreiben um bei der Vergabe einen Vorsprung zu haben. Ich könne es natürlich auch darauf ankommen lassen. Er könne mir so oder so nichts versprechen. Und das war der perfekte Zugang für mich. Als ich mich entschieden hatten, dass ich noch ein wenig länger in meiner Wohnung aushalte, unterschrieb ich also das Kaufangebot mit dem Gedanken – Wenn es sein soll, werde ich sie bekommen und wenn nicht, dann nicht.
Ich ließ es darauf ankommen. Womit ich nicht gerechnet habe war, dass es tatsächlich funktionieren könnte. Doch am Montag bekam ich einen positiven Anruf. Ich bekomme die Wohnung tatsächlich. Wow. Ich schätze ich kaufe tatsächlich eine Eigentumswohnung. Noch fehlt die Unterschrift auf einem Kaufvertrag. Am Kaufangebot hab ich sie ja schon geleistet. Ich bin da mittlerweile ein wenig vorsichtig – die Erfahrungen der letzten Monate, mit der anderen Wohnung haben mich da echt fertig gemacht. Andererseits habe ich es jetzt mit einer professionellen Firma zu tun und nicht mit einem unsicheren Mann. Der hat es jetzt übrigens mittlerweile geschafft, mir eine Mail zu schicken, dass er die Wohnung nun doch nicht hergibt. Ich hoffe ja nur für ihn, dass er nicht für alle Entscheidung in seinem Leben 5 Monate braucht.
© Libellchen, 2012