Rücksichtnahme

Wir erwarten von unseren Mitmenschen, dass sie auf uns Rücksicht nehmen, doch ist das wirklich immer zulässig? Und vor allem wie weit soll diese Rücksichtnahme gehen? Muss ich alles tun, damit es anderen gut geht? Vor Jahren hätte ich noch ja gesagt, doch ich hab mich verändert. Ich habe meine eigenen Grenzen und wenn die Rücksichtnahme auf andere, meine eigenen Grenzen untergräbt, dann mach ich das nicht mehr. Ich muss mich nicht verbiegen, damit es anderen gut geht. Wenn andere ein Problem mit mir haben, ist das deren Problem, dass dürfen sie gerne behalten – oder ändern.

Ich kann meine Mitmenschen nicht ändern, ich kann nur mich selbst ändern. Und wenn mich etwas ärgert, dann ist es an mir, die Situation zu ändern – nicht von meinem Umfeld zu erwarten, dass sie sich an meine Wünsche anpassen. Auslöser für diesen Beitrag ist das leidige Thema Facebook-Spiele. Ich hab immer schon gern Computerspiele gespielt und auch den Facebook-Spielen bin ich nicht abgeneigt. Doch ich spiele nicht alles und die Spiele die ich nicht mag, die blockier ich einfach. Ist ein Knopfdruck und die Sache ist erledigt. Mir können keine Anfragen geschickt werden und ich sehe auch keine Postings auf meiner Pinnwand die mich nicht interessieren.

Letztens hab ich wieder mal ein neues Spiel begonnen. Eines das schon viele meiner Freunde zuvor begonnen hatten und somit auch gleich in meiner Nachbarschaftsliste angezeigt worden sind. Und dann ging es auch schon los mit „Du brauchst eine Zutat – frag deine Freunde“ mit der Liste aller meiner Freunde – auch jener die nicht spielen, exklusive jener die das Spiel schon blockiert haben. Und ich hab den Anfrage an alle schicken genutzt, da ich noch keinen Überblick hatte, wer jetzt spielt und wer nicht. Und prompt erschien kurz darauf bei einer Bekannten auf der Pinnwand in Blockbuchstaben – BITTE KEINE ANFRAGEN FÜR SPIELE UND ANWENDUNGEN. Und ich nahm es persönlich. Und da ich sie mag, hab ich mich auch ganz öffentlich bei ihr entschuldigt, ich hab aber auch darauf hingewiesen, dass sie das Spiel doch einfach blockieren könnte, auch wenn ich ihr nichts mehr schicken werde. Ich werde mir die Mühe machen sie jedes Mal händisch aus meiner Liste rauszulöschen – aber nur weil ich sie mag.

Wenn sie eine reine Facebook-Bekannte wäre, würde ich das nicht tun. Ich tue das nur, weil ich sie persönlich kenne und mag. Doch so richtig einsichtig ist sie trotzdem nicht – weil das blockieren ist mühsam. Nun, das drüber ärgern und diskutieren, finde ich persönlich mühsamer, doch dass muss sie wissen. Denn wenn sie das Spiel nicht blockiert hat, dann sieht sie trotz allem die Postings an meiner Pinnwand. Wie gesagt jeder muss selbst wissen, ob er Anwendungen und Spiele blockiert oder nicht. Aber wenn es sie ärgert, wäre es an ihr etwas an der Situation zu ändern. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was daran so mühsam sein soll, ist schließlich nur ein Mausklick und dann hat man immer Ruhe. Und wenn mich diese viele neuen Spiele und Anwendungen auf Facebook so nerven, sollte man vielleicht darüber nachdenken ob Facebook das richtige Medium ist. Schließlich lebt Facebook davon und wird sich für sie nicht ändern. Entweder findet man einen Weg damit umzugehen, oder man sollte es lassen.

Ich kenne diese Diskussionen vom Büro, wo auch immer wieder die fehlende Rücksichtnahme angeprangert wird – Was nicht stimmt. Ich sehe ja auch hinter die Kulissen und weiß was alles versucht wird um allen ihre Arbeit und ihr Gehalt zu sichern, doch trotzdem gibt es immer wieder Menschen die ein Haar in der Suppe finden. Und dann kommen immer die Vorwürfe und die Leidenshaltung – ich bin ja so arm, keiner nimmt Rücksicht, aber ich muss ja lernen damit zu leben. Seit einem halben Jahr bekommen sie von mir dann eine Antwort die sie nicht hören wollen – „Du kannst es jederzeit ändern. Du bist kein Sklave, du bist nicht gezwungen hier zu arbeiten. Wenn es dir so schlecht hier geht, kannst du deine Situation jederzeit verändern.“ Doch das wollen die Menschen nicht. Sie wollen dass sich das System an ihre Bedürfnisse anpasst – doch das spielt es nun mal nicht. Weder bei Facebook, noch im richtigen Leben.

© Libellchen, 2012

2 Kommentare zu “Rücksichtnahme

  1. jawollja – genau das – wenn mich was stört liegt es in meiner verantwortung, eine ent.scheidung zu treffen – mich zeit meines lebens weiter drüber zu ärgern – oder eben was zu ändern – ich hab auch alle spiele blockiert, die ich selbst nicht spiele 😉

    • Ich glaube viele Menschen wüssten nichts mit ihrer Zeit anzufangen, wenn sie nichts hätten worüber sie sich ärgern können. Was mir ja auch egal ist – zumindest so lange bis sie beginnen, mit mir diskutieren zu wollen…

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