Emotionen

Als ich mich mit der Human Design Matrix auseinandergesetzt habe, habe ich das häppchenweise getan. Ich hatte zwar die komplette Auswertung, doch ich beschäftigte mich mit einem Zentrum nach dem anderen. Begonnen hab ich wie bereits geschrieben mit dem Generator- und dem Wurzelzentrum. Das nächste welches mir ins Auge gesprungen ist, war das offene Emotionalzentrum und die dazugehörige Erklärung. Bei offenen Zentren ist man relativ flexibel und dadurch kann man sie positiv oder negativ nutzen. Mir war sofort klar, dass ich es jahrzehntelang negativ gelebt hatte.

Mit einem offenen Emotionalzentrum kann man spüren wie es den Menschen in der Umgebung geht. Man merkt sofort ob ein „Mir geht´s gut“ echt ist oder nur Fassade. Natürlich kann man damit auch Lügen entdecken. Wenn man angelogen wird, und das Gegenüber fühlt sich damit nicht wohl, spürt man das genauso, wie wenn sich jemand zu einem hingezogen fühlt. Damit könnte man viel Positives anfangen. Man kann Menschen helfen, für sie da sein wenn sie einen brauchen, auch wenn sie es nicht sagen. Man kann sich die Freunde „rauspicken“ die es wirklich ehrlich mit einem meinen.

Doch es gibt auch noch die negativen Seiten eines offenen Emotionalzentrums. Bei der Auswertung sprang mich ein Satz regelrecht an. Menschen mit offenem Emotionalzentrum sind sehr coole Menschen, allerdings nur solange sie alleine im Wald leben. Da ich das eigentlich nie getan habe, war ich auch nie cool. Im Gegenteil, ich war sehr jähzornig. Meine Stimmung konnte von einer Minute auf die andere kippen. Im einen Moment bin ich gut drauf, im nächsten voll am auszucken. Und diese Auszucker fühlten sich nie stimmig an. Immer wenn mir so was passiert ist, fühlte ich mich schrecklich dabei. Das war nicht ich! Ich wollte mein Gegenüber nicht anschreien, aber ich konnte auch nicht anders. Es war wie ein Zwang.

Wobei es eigentlich bloß die Emotionen meines Gegenübers waren, die ich verstärkt ausgelebt hatte – offenes Zentrum halt. Nimmt alles auf und da es nicht die eigenen Gefühle sind, werden sie verstärkt gelebt. Als ich das begriffen hatte, wurde mein Leben um vieles einfacher. Ich beschloss mein offenes Zentrum vor Angriffen zu schützen. Ich arbeitete sehr lange daran, doch irgendwann schaffte ich es dann doch. Diesen denkwürdigen Moment habe ich bereits in der Geschichte Blutrausch festgehalten. Heute lebe ich wie selbstverständlich damit. Ich kann mein eigenes Ich leben, da ich die Emotionen anderer nicht mehr ungefiltert heranlasse. Ich hab die Schotten dicht gemacht und schaue nur mehr raus, wenn ich etwas Bestimmtes wissen will. Ich lasse nur mehr ausgewählte Menschen an meine Emotionen ran, allen anderen ist der Zutritt verwehrt.

Zu einem offenen Emotionalzentrum gehört natürlich auch die Harmoniesucht. Diese Menschen wollen immer dass es allen Menschen in ihrer Umgebung gut geht. Doch auch das hab ich abgestellt. Ich kann nicht als Vorgesetzte meinen Job machen, wenn mir meine Harmoniesucht im Weg steht. Als Chef muss man auch mal unpopuläre Entscheidungen treffen. Natürlich ist dann von Harmonie keine Spur. Ich hab also beschlossen dass ich mich von meiner Harmoniesucht nicht mehr steuern lasse. Doch das gilt nicht nur für den beruflichen, sondern auch für den privaten Bereich. Ich habe jahrzehntelang danach gelebt, alle anderen glücklich machen zu wollen. Mir ging es vorrangig immer um das Wohl anderer. Doch auch das hat sich geändert, in den letzten Jahren. Ich habe meine Grenzen kennen gelernt und gelernt sie zu verteidigen. Was hab ich davon wenn ich mit meiner Umwelt zwar harmonisch, aber auf meine Kosten zusammen lebe? – Nichts!

Natürlich ist das abschotten von Gefühlen anderer nicht so einfach. Es ist eine jahrelange Übung und hin und wieder bricht trotzdem etwas durch. Doch nur mehr sehr selten und wenn es passiert, sind es zum einen sehr heftige emotionale Vibes und zum anderen weiß ich auch sofort was los ist. Ich versuche dann einfach zu helfen, ohne selbst reinzukippen. Als ich mit der Arbeit damit begonnen habe, war ich relativ gefrustet, da es mir als unlösbare Aufgabe erschien. Doch rückblickend hat es sich auf jeden Fall gelohnt, nicht aufgegeben zu haben. Meine Lebensqualität hat sich dadurch extrem verstärkt. Ich kann ich selber sein und lasse mich nicht mehr von meiner Umwelt runter ziehen – auch wenn sie es immer und immer wieder versuchen. Natürlich macht das meine Umwelt nicht absichtlich. Die leben einfach ihre eigenen – negativen – Gefühle und ich bin halt immer darauf angesprungen. Ein kleines Highlight für alle die meine Familiengeschichte mitverfolgt haben. Meine Großeltern sind bzw. waren nicht nur die negativsten Menschen die ich kenne, sie haben auch beide ein definiertes Emotionalzentrum. Ich habe lange überlegt wie ich diese Konstellation überleben konnte, doch zu dieser Theorie kommen wir ein wenig später.

© Libellchen, 2012

4 Kommentare zu “Emotionen

  1. Ich sehs grad bei meinen Umschulungsmaßnahmen – jetzt weiß ich, dass ich ein offenes Emotionalzentrum hab – und kanns be.nutzen – vor 6 Jahren war ich ausgestiegen, weil ich den Frust nicht mehr ertragen hatte – den Frust meiner Teilnehmer – heute bring ich mich vor Kursbeginn einfach selbst in eine gute Stimmung – und kann so oftmals die anderen mitreissen – ist gleich ne ganz andere Lebensqualität 🙂

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