Es war einmal

Ich war immer eine Arbeitsbiene. Schon in der Schule war ich immer die fleißige. Eine richtige Streberin. Ich habe ununterbrochen gelernt und wollte immer allen zeigen, wie brav und gut ich bin. Doch ich erntete nicht wirklich Anerkennung dafür. Die Reaktionen waren eher „Du kannst das ja“ „Du schaffst das schon“ „War ja eh klar, dass du das schaffst“. Die Menschen gingen immer davon aus, dass ich alles schaffen kann, selbst als ich schon lange nicht mehr daran glaubte. Ich erhielt daher auch dann keine aufmunternden Worte, wenn ich sie am nötigsten gebraucht hätte.

Im Büro war ich dann immer die, der man jene Aufgaben gab, die andere nicht mehr schafften. Und ich setzte alles um. Ich opferte mich richtig auf. Der Dank meiner Chefs, war mir genauso sicher wie der Neid meiner Kollegen. Der Neid wiederum machte mir extrem zu schaffen. Ich wollte doch nur den Laden am Laufen halten. Ich wollte nur das Beste für das Unternehmen, doch die Kollegen mieden mich dadurch. Ich war lange Zeit sehr ehrgeizig. Arbeitete ohne Gleitzeit und Überstunden, teilweise 14 Stunden täglich. Doch dadurch fühlte ich mich als wertvolles Mitglied des Unternehmens und definierte mich ausschließlich über die Arbeit.

Da ich im Büro nicht wirklich Freunde fand, suchte ich sie mir woanders. Um die Freundschaften zu pflegen, steckte ich meine Bedürfnisse grundsätzlich mal zurück und kümmerte mich vor allem um das Wohl anderer. Wenn es Streit gab im Freundeskreis, versuchte ich zu vermitteln und die Wogen zu glätten. Wenn sich meine Freunde nicht verstanden, fühlte ich mich schlecht, daher kümmerte ich mich aufopfernd um die Befindlichkeiten aller Menschen in meiner Umgebung. Ich kümmerte mich sogar um jene Menschen, in deren Gegenwart sich mein Bauch verkrampfte. Ich gab jedem Menschen eine, oder auch mehrere Chancen, selbst wenn ich mich in der Gegenwart von bestimmten Menschen nicht wohl fühlte. Schließlich kann ich ja fremden Menschen, nicht so voreingenommen gegenüber treten, bloß aufgrund eines mulmigen Gefühls.

Wenn ich eine Beziehung hatte, hatte ich immer Probleme meine Wünsche zu kommunizieren. Ich wusste zwar genau, wer ich war und was ich wollte, doch ich konnte es einfach nicht kommunizieren. Natürlich war ich auch in meinen Beziehungen, immer auf einen harmonischen Umgang bedacht. Doch meistens führte das dazu, dass bei mir irgendwann der Punkt erreicht war, wo der ganze Frust und die Enttäuschungen, einfach aus mir herausbrachen. Das schaffte ich in Beziehungen genauso wie bei Freundschaften. Ich versuchte es immer allen so lange Recht zu machen, bis auch das letzte bisschen Kraft aufgebraucht war. Und wenn ich dann begann zu kommunizieren wo meine Grenzen sind, wurde das eigentlich immer ignoriert. Das war dann auch immer das Ende von meinen zwischenmenschlichen Beziehungen.

30 Jahre lang konnte ich mir keinen Reim darauf machen. Wieso mein Leben immer wieder gleich ablief. Warum meine Mitmenschen immer erwarteten, dass ich Dinge schaffe, die sie selbst nicht mal probierten. Dass ich immer der Weinstein war für alle, ohne jemanden zu haben, der sich mal meine Probleme anhörte. Warum die Menschen mich gar nicht wahr nahmen, wenn ich ihnen versuchte zu erklären, wie es mir geht. Und warum so viele Menschen mich für einen dominanten Menschen hielten, obwohl ich versuchte es allen Recht zu machen. Warum meine Bemühungen in Hinblick auf ein harmonisches Miteinander mir immer negativ ausgelegt wurden.

30 Jahre suchte ich nach dem Sinn meines Daseins. Ich fühlte mich absolut fehl am Platz. Wusste nicht was meine Bestimmung war. Doch dann lernte ich die Human Design Matrix kennen und erfuhr endlich warum meine Umwelt ein ganz anderes Bild von mir hat, als ich selbst von mir habe.

© Libellchen, 2012

4 Kommentare zu “Es war einmal

  1. Bei einigen Sachen ging es mir ganz ähnlich und bei anderen geht es mir ganz ähnlich. Über Sätze wie „du schaffst das doch sowieso“ oder „jaja, du schreibst eh wieder eine 1“ ärgere ich mich. Diese Sätze tauchen immer genau dann auf, wenn ich meine Angst oder Sorge kommuniziere und mir wünsche, ich würde ernst genommen werden. Aber man wird nicht ernst genommen, wenn man andere Sorgen hat, als andere Menschen. Sehr traurig. Irgendwann lernt man damit umzugehen.

    • Viele Menschen können es sich nicht vorstellen, oder es interessiert sie einfach nicht, dass auch starke Menschen, hin und wieder schwach sind.Da hilft nur, sich nicht unterkriegen zu lassen und sich an jene Menschen zu halten, die auch in diesen Phasen der Schwäche für einen da sind!
      LG

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s