Engstirnig

Es gibt Tage da fällt es mir ganz extrem auf. Sehr viele Menschen, leben in ihrer teilweise sehr begrenzten Sichtweise. Wobei, solange sie nur darin leben, interessiert es mich nicht weiter, doch wenn sie versuchen mir das Leben zu erklären, dann kann ich schon mal unrund werden. Ich mag Menschen die sich bewusst sind, dass sie nicht alles wissen, nicht alles können und nicht alles gesehen haben. Mit diesen Menschen kann ich reden, denn die sind auch offen für neues und anderes.

Was ich nicht brauche, sind Menschen die nur ihre eigene Welt kennen und meinen allen erklären zu müssen wie sie ihr Leben zu leben hätten. Wie gesagt, solange sie nur in ihrer begrenzten Welt leben, hab ich ja kein Problem mit ihnen, doch wenn sie mir dann belehrend kommen und sagen wollen wie ich leben soll, damit es mir genau so gut gehen kann, wie ihnen selbst, dann wird das ganze ein wenig aufregend. Vor allem weil ich auf gar keinen Fall so leben will wie sie selbst, was diese Menschen aber auch nicht verstehen!

Ich komme aus einem kleinen Dorf, das weit abgelegen liegt, wohne jetzt in einer Stadt südlich von Wien und arbeite in Wien. Einige Jahre hab ich auch in Wien gewohnt, aber wir werden einfach nicht warm. Ich bin ein Landmensch, die Großstadt ist nicht meins. Aber ich kenne alle 3 Szenarien. Und wenn mir dann Menschen das Landleben erklären wollen, dann kann ich dazu nur müde lächeln. Die ersten 19 Jahre habe ich schließlich in einem Dorf verbracht. Und ich weiß auch dass jeder Ort, zu jeder Zeit anders ist. Die Menschen darin verändern sich schließlich. Sie werden älter und manchmal weiser, sie ziehen weg, neue ziehen hinzu und so ist auch ein Dorf in ständiger Veränderung. Von Städten will ich erst gar nicht reden. Und dann stellt sich jemand hin und will mir erklären, so wie es in ihrem Dorf ist, so ist es in allen Dörfern und da kann ich dann nicht anders, da muss ich dann widersprechen. Hilft halt nur nichts, da sie dann pampig wird, ich brauche ihr schließlich nicht erklären wie das Landleben sei. Wobei ich das gar nicht getan habe, ich habe ihr nur gesagt, dass es nicht überall auf dem Land so ist, wie in ihrer Heimatgemeinde.

Doch das will sie nicht hören oder kann sie nicht verstehen. Letztens hat sie sich mal wieder bei einem Kollegen beliebt gemacht, der gerade Haus baut. Da sie ihn tatsächlich fragte, warum er denn so viel Geld ausgebe zum Haus bauen. Bei ihnen kommen da alle zusammen und stellen die Hütte in ein paar Tagen auf. Nun, das hilft ihm jetzt nicht wirklich weiter. Ich kenne so Hausbauaktionen auch. Freunde von mir haben schon 3 Häuser im Freundeskreis gebaut, mir ist so was also nicht unbekannt, aber ich bin mir sehr sicher, dass sie das für einen Wiener der aufs Land zieht, nicht tun würden. Zumindest nicht wenn sie ihn nicht kennen. Und dorthin wo er hinzieht, kennt er niemanden. Er wollte ihr das auch erklären, aber da kann oder will sie nicht mehr folgen. Ihr Denken ist nur auf das begrenzt, dass sie selbst erlebt hat. Außerhalb ihrer eigenen Erlebnisse gibt es nichts. Sie ist total engstirnig und in ihrem Denken beschränkt. Und auch wenn ich eine Vermutung habe wo es herkommt und somit ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen kann, so endet auch diese Verständnis irgendwann.

Zum Beispiel dann wenn sie mir und 2 älteren Singlekolleginnen, allen ernstes erklärt, dass jeder der mit 30 noch nicht verheiratet ist, einen an der Klatsche haben muss, da man ja sonst jemand gefunden hätte. In diesem Moment musste ich sehr an mir halten. Bei solchen Menschen hilft allerdings kein reden, da ich mich allerdings nicht regelmäßig beleidigen lassen will, hilft nur Distanz. Ich gehe ihr seitdem richtig aus dem Weg. Natürlich ist das schwer, da sie eine Mitarbeiterin von mir ist, es ist also ein täglicher Balanceakt. Sobald dienstliche Angelegenheiten geklärt sind, muss ich umgehend das Büro verlassen, bevor sie wieder laut zu denken und zu erzählen anfängt, wie genau sich jetzt die Welt bewegt.

Es hilft auch nur bedingt, wenn man weiß woher das kommt, denn diese Menschen haben ja null Einsicht, und geben den ganzen Tag Dinge von sich, die andere Menschen treffen. Ich für mich habe beschlossen, dass mein Verständnis genau so weit geht, nicht körperlich zu werden. Doch ich werde mich nicht von ihr beleidigen lassen. Das hab ich nicht notwenig und wenn sie es wieder mal schafft, mir etwas an den Kopf zu werfen, dass mir weh tut, dann werde ich das auch kommunizieren. Es gibt immer wieder Menschen die fragen mich, warum ich das tue, sie verstehe es ja sowieso nicht. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Aber sie einfach reden lassen, kann ich auch nicht. Sie beleidigt ja nicht nur mich, sondern auch Menschen die ich mag. Und nur weil ich weiß warum jemand sich aufführt wie ein Elefant in der Porzellanladen, wird das ganze ja nicht besser. Das Porzellan ist ja trotzdem kaputt. Ich werde also auch in Zukunft, wenn ich nicht schnell genug abhauen kann, dem Elefant versuchen zu erklären, dass er ein Elefant ist…..

© Libellchen, 2012

8 Kommentare zu “Engstirnig

  1. Puh, irgendwie viel los bei dir 🙂
    Wo bist du im Augenblick?
    Wo die Selbstbetrachtung?
    Was berührt dich wirklich?
    Meiner Meinung nach sind es nicht die Anderen, sie decken nur auf.

    • Bei mir ist immer viel los!
      Ich bin hier! 🙂 Die Anderen decken immer nur auf. Mir im Moment, dass ich mir nicht mehr alles gefallen lassen will. Ich habe keine Lust mehr darauf immer verständnisvoll zu sein, während andere wie Trammeltiere durchs Leben marschieren. Mir wird immer gesagt ich solle Verständnis haben für alle, doch damit ist Schluß – Ein für alle mal. Ich lasse mich nicht mehr beleidigen.

  2. Es gibt viele Menschen, die ihre eigene Meinung und ihre eigenen Ansichten als das Ultimo und einzig Richtige ansehen. Wenn man dagegen anredet, kämpft man gegen Windmühlen. Es kostet ohnehin nur Kraft und bewirkt nichts (außer der eigenen Erkenntnis).

    Unverheiratete haben mit 30 also einen an der Klatsche? Mein Kollege (fast 31, seit 9 Jahren Single), sagte zu mir, Frauen ab 25 wären schwer vermittelbar. Fragt sich, wer da eigentlich einen an der Klatsche hat 😉

    • Netter Kollege, der würd mir grad noch fehlen! Ich hab festgestellt Distanz halten, ist das einzige was keine Nerven kostet, von daher um es mit den Worten der Ärzte zu sagen
      „Lasse redn“ 🙂

  3. Och, klar, da gibt es die zwei üblichen Strategien: Offensive oder Defensive. Irgendwann groovet man sich in der Offensive ganz gut ein und wenn es gut läuft gefällt es einem sogar. Ich bin Mitte 30 und habe es bis heute nicht einmal gepackt wenigstens Mal mit einer Frau auch nur zusammenzuwohnen. Irgendwas kam halt immer dazwischen, irgendwas war immer. Wenn nun jemand Details wissen will, erkläre ich es gerne langatmig oder aber bekenne mich, als Kurzversion, dazu dann eben einen an der Klatsche zu haben. So schlimm ist das auch nicht, einen Schlag weg zu haben, im Gegenteil. Mainstream kann ja schließlich jeder;-)

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