Ich neige seit jeher dazu mich selbst fertig zu machen. Normalerweise tue ich das einfach unreflektiert, doch in meiner letzten schlechten Phase, vor wenigen Tagen bzw. Wochen, habe ich ganz genau darauf geachtet, was in meinem Kopf so abging. Und ich habe festgestellt, dass ich zu den emotionalen Verletzungen von außen, mir auch noch selbst einen irrsinnigen Druck gemacht habe. Und zwar in Form von schlechtem Gewissen. Mir ging es schlecht, ich war zu nichts zu gebrauchen und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich nichts unternehmen wollte. Ich wusste wenn ich raus gehen würde und ein wenig die Sonne genießen würde, würde es mir wahrscheinlich besser gehen, doch ich konnte mich einfach nicht aufraffen. Und da ich es nicht schaffte mich besser zu fühlen, hatte ich ein schlechtes Gewissen.
Und das belastete mich fast eben so wie die emotionalen Verletzungen. Es war wie eine zusätzliche Last und ich fühlte mich dadurch erst recht erschlagen. Doch dann beschloss ich mir Zeit zu geben. So viel ich brauchte um die Verletzungen zu verarbeiten. Ich wollte nicht funktionieren, ich wollte es verarbeiten. Und das tat ich. Ich schob das schlechte Gewissen zur Seite und begann einen Schritt nach dem anderen zu machen. Und seitdem geht es bergauf. Ich fühle mich wieder gelöster und glücklicher. Die Traurigkeit ist verflogen. Ich lebe wieder im hier und jetzt und versuche den Tag zu genießen. Was mir auch über große Strecken schon wieder gelingt. Und ich hab mein Lachen wieder. Jippih. Und das alles in wenigen Wochen.
„Normalerweise“ dauern solche Phasen bei mir Jahre oder zumindest Monate. Ich neigte immer zu Traurigkeit und Depression. Einfach weil ich mir immer alles zu Herzen nehmen. Und ganz oben auf der Liste der Dinge die mich fertig machen ist Zurückweisung. Ich habs oft genug erlebt und jedes Mal hat es mich fertig gemacht. Doch wenn ich jetzt an die Zurückweisungen meines Lebens denke und darüber was ich heute teilweise über die Beweggründe weiß, dann kommt ganz von selber die Wut. Ich hab jahrelang getrauert, weil mich die Menschen nicht mögen. Doch oftmals war es ihre eigene Unsicherheit und Angst, was sie veranlasste mich zurück zu weisen. Ich hab mich fertig gemacht, obwohl ich gar nicht wirklich was dafür kann.
Es gibt Menschen denen war ich ungemütlich weil ich zu ehrlich war – Ehrlichkeit find ich aber nach wie vor gut.
Es gibt Menschen die haben mich zurück gewiesen, weil ich ihnen zu nahe gekommen war – Nähe find ich aber auch gut.
Es gibt Menschen die sich von mir zurück ziehen, weil ich ihnen etwas spiegle dass sie nicht sehen wollen – Nun für das kann ich ja mal gar nichts.
Es gibt Menschen die mich zurück gewiesen haben, weil ich ihnen zu stark war. Weil sie sich neben mir schwach gefühlt haben – Ich liebe meine Stärke!
Wenn ich mir diese Beispiele ansehe, brauch ich mich nicht fertig machen. Die Menschen haben mich nicht zurück gewiesen, weil ich nichts wert bin. Es hatte andere Gründe, und teilweise hatte es noch nicht mal was mit mir zu tun. Und wenn doch, dann mit Eigenschaften an mir, die ich mag. Ich bin gern stark und ehrlich. Und ich bin froh mittlerweile Nähe zulassen zu können. Wenn es also diese Eigenschaften sind, die die Menschen nicht an mir mögen, dann waren es auch die falschen Menschen in meinem Leben.
© Libellchen, 2012
Ist schon schwierig, der Weg durch das eigene Seelenleben.
Ich liebe meine Stärken auch, aber ich mag meine Schwächen nicht besonders und schon garnicht mich schwach zu fühlen. Schön ist es sich einfach nur zu fühlen, weder besonders stark, noch besonders schwach. ICh will mich nicht abheben von Anderen, weder in die eine, noch in die andere Richtung.
Die Balance ist sehr sehr schwer, finde ich
Hm, also zu deinem Satz „ICH will mich nicht abheben von Anderen, weder in die eine, noch in die andere Richtung“ kann ich nur sagen – Ich will ich sein können wer ich wirklich bin und wenn ich mich dadurch von anderen abhebe ist es mir auch egal. Ich weiß dass ich sehr stark bin, doch das bin ich nur weil ich schon viel „überlebt“ habe und darauf bin ich stolz. Und wenn sich andere Menschen dadurch neben mir „schwach“ fühlen kann ich das auch nicht änderen. Für ihre Empfindungen bin ich ja nicht verantwortlich, wäre ja noch schöner, hab ja schon genug mit meinen Gefühlen zu tun 🙂
Nein, so meine ich das auch nicht, sondern eher in dem Sinne, dass ich nicht mehr auf biegen und brechen die Starke sein muss. Es kommt derzeit auch wenig zu solchen Situationen in denen ich das Gefühl habe stärker oder schwächer zu sein. Wenn es Situationen gibt in denen es angebracht ist sich zurück zu ziehen oder den Mund aufzumachen, dann tue ich es, einfach um ich selber zu bleiben, aber nicht um zu gewinnen.
Das hat sich geändert, war früher anders.
Was nicht passt, kommt garnicht zueinander.