Es ist für mich immer wieder unglaublich wie ich mich im letzten Jahr verändert habe. Situationen die mich vor 2 Jahren aus der Bahn geworfen und mir schlaflose Nächte bereitet hätten, sind mir heute einfach nur egal. Ich hab schon fast ein schlechtes Gewissen, da mich das Leben nicht mehr fertig macht. Aber nur fast. Mir geht es einfach viel zu gut, als dass ich ein schlechtes Gewissen brauchen könnt.
Ich genieße mein Leben, auch wenn es dasselbe wie vor 2 Jahren ist. Ich hab dieselbe Wohnung, fast denselben Job, zumindest im selben Unternehmen, bin nach wie vor Single, habe im letzten Jahr wieder mal einen Freund gehen lassen und trotzdem bin ich glücklich. Das Thema Freunde war ja lange Zeit ein heikles Thema für mich. Wenn ich mal Menschen gefunden habe, die mich nicht zu oft, nicht zu sehr verletzt haben, waren sie meine Freunde. Und wenn sie dann nach Jahren wieder aus meinem Leben verschwunden sind, war ich am Boden zerstört, weil ich versagt hatte. So hat es sich früher immer angefühlt.
Nachdem ich gern die Schuld bei mir selbst gesucht habe und auch alle meine Sicht der Dinge bestätigt hatten, war es natürlich mein Versagen und ich litt darunter. Doch vor zirka einem Jahr verschwand wieder mal ein Freund aus meinem Leben, und zum ersten Mal spürte ich etwas anderes als Trauer und Verzweiflung. Ich war erleichtert. Ich fühlte mich frei und hatte das Gefühl zu fliegen. Und seitdem denke ich darüber nach, warum ich kein Problem mehr habe Menschen gehen zu lassen und vor allem warum es mir so gut dabei geht.
Und jetzt weiß ich es. Ich hatte die falschen Freunde! Ich sollte mir vielleicht Menschen suchen, bei denen ich so sein kann, wie ich bin. Wo ich mich nicht zurück halten muss. Wo ich sagen kann was ich denke. Wo ich reden kann über die Dinge die mich beschäftigen. Wo ich ernst genommen werde. Wo ich als Mensch wahr genommen werde und nicht nur als emotionaler Mistkübel. Ich weiß ich hab in dieser Beziehung viel zuviel falsch gemacht. Ich hab mir einfach immer zuviel gefallen lassen. Hab alles akzeptiert um andere glücklich zu machen. Hab immer nachgegeben. War nie sauer, wenn mich jemand verletzt hat, oder zumindest habe ich nichts gesagt. Hab jede Verletzung eingesteckt und mich nicht gewehrt.
Doch mittlerweile haben sich die Menschen die mir noch weh tun könnten stark reduziert. Und die beiden an die ich gerade denke, werden mir auch nicht weh tun. Gut der eine provoziert mich immer ein wenig, doch wenn er merkt eine Grenze erreicht zu haben, akzeptiert er diese. Und die andere ist das toleranteste und gutmütigste Wesen dieser Welt. Sie war noch nie auch nur in der Nähe einer meiner Grenzen. Sie kann genauso viel geben wie sie nimmt und bei ihr hatte ich nie das Gefühl mich verstellen zu müssen. Und ansonsten hab ich noch tolle Eltern die mich auch genauso akzeptieren wie ich bin. Was also will ich mehr? Nichts. Ich hab alles was ich brauche.
© Libellchen, 2012