Belastend

Es gibt Dinge die fordern mich mehr als andere. Schwierig wird es, wenn mehrere belastende Dinge zusammen kommen. So geschehen letzte Woche. Zum einen wurde die Arbeit nicht weniger und zum anderen der Zustand meines Großvaters schlechter. Was also tun? Sich fertig machen lassen und mal wieder krank werden? Nein, diese Zeiten sind vorbei. Also habe ich die letzte Woche ganz bewusst darauf geachtet, meine Stimmung hoch zu halten. Das war zwar nicht immer ganz leicht, aber es hat funktioniert. Ich hab mich nicht überrollen lassen. Es war keine einfache Woche, doch ich hab es geschafft.

Im Büro hab ich bewusst darauf geachtet mich nicht selbst unter Druck zu setzen. Ich habe einen Schritt nach dem anderen gemacht und sogar mehr erledigt, als ich glaubte. Dabei habe ich nicht aufgehört zu lächeln und gute Laune zu versprühen. Im Krankenhaus war es schon schwieriger. Mein Großvater war die Woche nicht nur verwirrt, sondern teilweise auch aggressiv. Jetzt habe ich ja mit ihm sowieso so meine Geschichte. Habe ich mich dieses Jahr doch meine Meinung ihm gegenüber rapide verändert. Voriges Jahr habe ich ihn noch bedingungslos geliebt, doch heuer lernte ich eine andere Seite von ihm kennen. Seitdem habe ich so meine Probleme damit, meine eigenen Bedürfnisse hinter seine zu stellen. Und genau deshalb tue ich es auch nicht.

Aber so einfach ist es leider nicht. Auch wenn sich meine emotionale Bindung zu ihm heuer drastisch reduziert hat, so hat er mich doch groß gezogen. Ich habe ja auch schöne Erinnerungen an ihn, auch wenn er keine an unsere gemeinsame Zeit hat. Also halte ich trotz allem seine Hand, auch wenn er es wahrscheinlich nicht zu schätzen weiß. Wenn er es überhaupt wahr nimmt. Nicht jeder Besuch ist gleich. Manchmal ist er ängstlich, manchmal aggressiv, manchmal einfach nur in einer eigenen Welt wo ich keinen Zugang habe. Und ja es belastet mich. Und das kann ich nicht so einfach abstellen wie den Stress im Büro. Ich kann mich nur abgrenzen.

Und das hab ich die letzte Woche auch getan. Ich habe versucht mich nicht emotional runterziehen zu lassen. Und ich habe es auch geschafft. Aber leicht war es nicht. Durch die doppelte Belastung hatte ich da echt zu kämpfen. Und auch meine freie Zeit hat sich drastisch reduziert. Sogar das schwimmen ging sich diese Woche nicht aus. Am Donnerstag hat es mir dann allerdings gereicht. Ich wusste ich musste etwas für mich tun und so ging ich einkaufen. Ich leistete mir eine warme Winterjacke, neue Handschuhe, einen Schal und eine Haube. Außerdem hab ich mir Weihnachtsbeleuchtung zugelegt. Nicht viel, aber immerhin etwas. Dabei war Shopping nie mein Ding. In der Vergangenheit ging ich nie gern einkaufen, wahrscheinlich weil ich immer ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich zuviel ausgegeben habe. Wobei jeder Euro zuviel war. Ich habe erst in den letzten Jahren gelernt, dass nichts Verwerfliches dran ist, wenn ich Geld für mich selbst ausgebe.

Und so hab ich die Woche hinter mich gebracht. Ich hab aufgepasst dass mich der emotionale und der Arbeitsstress nicht überrollen und es hat funktioniert. Und auch wenn es nicht einfach war, so habe ich es doch geschafft. Ich hoffe nur, dass es in Zukunft noch leichter wird. Und auch dass die belastenden Situationen weniger werden.

© Libellchen, 2011

4 Kommentare zu “Belastend

  1. Liebes Libellchen,
    ich schrieb es schon einmal: der Mensch lebt in der Dualität und es ist auf DAuer mehr schädlich als nützlich negativ empfundene Gefühle aus dem Leben auszugrenzen.,
    Ich kann mich täuschen, aber dein Post liest sich so.

    Wenn mich nicht alles täuscht umschiffst du mit ungeheurem Energieaufwand die Tiefen im Leben. Wie lange das funktioniert? Keine Ahnung!
    Ganz liebe Grüße und weiter viel Kraft
    Elke

    • Liebe Elke!

      Für mich geht es weniger um Ausgrenzung, sondern um Abgrenzung. Und damit mein ich einfach darauf zu achten, nicht in eine getriebene, depressive Haltung zu fallen. Ausgrenzen kann ich diese Gefühle ja nicht, sie sind ja da, deshalb schreibe ich auch darüber, aber ich will halt nicht wieder davon getrieben werden.

      Vor einem Jahr hätte ich diese Situation nicht so locker weggesteckt. Da wäre ich entweder wieder krank geworden weil mir alles zuviel ist, oder ich angefangen zu funktionieren und aufgehört auf mein eigenes Wohlbefinden zu achten. Und da finde ich den neuen Weg schon viel besser.

      Ich empfinde es zwar auch als Energyaufwand die Tiefen zu umschiffen, doch wenn ich es nicht tun würde, würde es mir noch mehr Energy kosten. Wenn ich mich wieder ins Loch fallen lasse, brauche ich noch mehr Energy um wieder rauszukommen. Und da ich mittlerweile darauf achte, sind diese belastenden Momente auch recht schnell wieder vorbei – meistens wenn ich es aufgeschrieben habe 🙂

      Ich gebe dir aber auf jeden Fall recht, dass man sich den negativen Gefühlen im Leben stellen und zulassen muss. Allerdings mache ich das nur mehr bei meinen eigenen negativen Gefühlen. Das eigentlich belastende an der vergangenen Woche, waren jedoch die negativen Gefühle von meinem Großvater und nicht meine eigenen. Ich habe mich allerdings erfolgreich davon abgrenzen können und hab mir nicht seine negativen Gefühle selbst aufgebürdet.

      Aber vielen Dank für die Anregung, vielleicht sollte ich mal was über Abgrenzung schreiben 😉

      GlG

  2. Das beste an diesem „bewussteren“ Leben ist, dass wir von einander abgucken können und dürfen. Und auch super gut ist, wir können ausprobieren ob ein Weg, den wir uns ausgedacht haben, funktioniert. Es kann uns ja nur weiter bringen, selbst wenn mal Umwege dabei sein sollten.

    Ich schaue viel, lese und lerne.

    Ich bin so gespannt darauf, was das Leben noch bringt, welche neuen Gedankengänge, welche neuen Wege, welche vielleicht ausgetretenen Pfade ich trotzdem gerne wieder gehe. Anders wäre es uns vermutlich ziemlich flott langweilig 🙂

    Das Trennen der eigenen Gefühle von denen des Umfeldes ist für mich so das Schwierigste gewesen. Es gelingt mir zunehmend besser und auch das macht Spaß, in sofern hast du da derzeit das beste Übungsobjekt vor der Nase, in Person deines Großvaters. 😉

    So sehe ich im Übrigen inzwischen auch meine Erfahrungen mit R.. Ich bin über mich selber hinaus gewachsen, in den letzten Wochen und ich bin unglaublich stolz darauf .
    Ganz liebe Grüße
    Elke

    • Ich freu mich für dich!

      Ja ich bin auch schon gespannt was noch so auf uns zukommen mag. Und bis dahin versuche ich das Leben, in diesen doch stürmischen Zeiten, so weit wie möglich zu geniessen. Und auch das gelingt mir immer besser 🙂

      GlG Libellchen

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