Annahme

„Von sich auf andere schließen.“

Immer wieder ein Thema das meinen Weg kreuzt. Gestern war es wieder mal so weit. Ich habe mit 2 Freundinnen geplaudert und dabei haben sie mir gesagt, wie sie in einer gewissen Situation reagieren. Ich konnte das nicht nachvollziehen, da es sich nicht mit meinen Erfahrungen der letzten 33 Jahre deckte. Doch die 2 ließen nicht locker, wollten mich davon überzeugen, dass etwas so ist, wie sie es kennen. Ich glaubte ihnen auch, dass das bei ihnen so ist, doch für mich ist das nicht so. Und je mehr sie auf mich einredeten, desto bedrängter fühlte ich mich. Ich hatte das Gefühl, ich muss ihnen zustimmen, doch das wäre nicht die Wahrheit gewesen.

Ich fühlte mich bedrängt und hatte das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. Es war keine angenehme Situation für mich. Ich versuchte ihnen zu kommunizieren, dass ich das nun mal nicht so kenne. Doch immer wieder kamen neue Argumente auf mich eingeprasselt. Ich fühlte mich total unwohl. Irgendwann beendeten wir das Gespräch, doch ich hatte das Gefühl, das meine Mädels meine Uneinsichtigkeit, nicht verstanden. Aber ich kann doch nichts an meinen Empfindungen ändern, nur weil sie das hören wollen. Früher hätte ich das vielleicht getan, doch ich will das nicht mehr. Ich will mich nicht verbiegen und mir die Meinung anderer aufzwingen lassen.

Ich glaube zwar nicht, dass sie mir böse deswegen sind, doch mich beschäftigt das gestrige Gespräch, heute schon den ganzen Tag. Vielleicht liegt es daran, dass wir so selten, unterschiedlicher Meinung sind. Und wahrscheinlich auch daran, dass ich es gewöhnt bin, dass ich Menschen verliere, wenn ich meine Meinung äußere. Noch so eine negative Erfahrung. Wenn ich zu unnachgiebig bin, wenden sich Menschen von mir ab. Wobei sie das auch tun, wenn ich nachgebe. Menschen kommen und gehen. Doch ich muss meinen Weg gehen. Ich muss mir treu bleiben, nur das zählt. 

Wahrscheinlich war das gestrige Gespräch für die beiden, bei weitem nicht so nachhaltig wie für mich. Sie wollten mir nur etwas erklären, doch ich fühlte mich dabei bedrängt. Ich hatte das Gefühl, ihnen zustimmen zu müssen, um sie nicht zu verlieren. Doch ich habe es nicht getan. Ich bin bei mir geblieben, auch wenn es schwer war. Ich hätte das Gespräch auch relativ am Anfang einfach beenden können, mit einem lapidaren „Wahrscheinlich habt ihr Recht.“ Doch das wäre nicht meine wahre Meinung gewesen. Meine wirkliche Meinung war, „Ich glaube euch das schon, doch bei mir war das noch nie so.“ Doch das wollten sie irgendwie nicht akzeptieren. Sie haben von sich selbst, auf mich geschlossen. Sie sind davon ausgegangen, dass ihre eigenen Erfahrungen, für alle Menschen gelten.

Das eigentliche Problem an dem gestrigen Gespräch war, dass ich mich dabei unwohl fühlte, weil ich mich bedrängt fühlte. Und bedrängt fühlte ich mich, weil ich nach wie vor Angst habe, Menschen zu verlieren, wenn ich meine Meinung äußere. Das alles spielt sich in mir ab. Es sind meine Gefühle. Und die haben weniger was mit dem Gespräch von gestern, als mit vielen Verletzungen in der Vergangenheit zu tun. Und auch wenn ich mein Verhalten mittlerweile soweit geändert habe, dass ich nicht mehr versuche mich anzupassen, um anderen zu gefallen, so fahren meine Gefühle in so einer Situation nach wie vor Achterbahn. Es ist bei weitem einfacher, Verhaltensweisen zu ändern, als Gefühle. Und schon hab ich schon wieder das Thema, um das ich mich kümmern muss. Mir wird echt nicht fad mit mir.

© Libellchen, 2011

6 Kommentare zu “Annahme

  1. Hu hu Libellchen,

    du wenn man sich bedrängt fühlt, kann zumindest ich, auch nicht wirklich nachdenken, sondern stehe permanent in der Verteidigungshaltung.

    Ich bin schon ganz oft erhelblich später zu der Erkenntnis gekommen, dass mein Gegenüber garnicht so falsch lag und ich vor lauter dagegen sein, mich nicht mehr wirklich eingelassen habe und auch keinen freien Blick mehr hatte.

    Jemanden überzeugen wollen, mit aller Gewalt, ist meist ohnehin nicht von Erfolg gekrönt.

    Ich weiß nicht, was für mich erstrebenswerter ist, gelassen zuhören oder fruchtlose Diskussionen schneller beenden, oder vielleicht einfach mal nachgeben (wissentlich nachgeben). Es sind nur Meinungen, also nichts was wirklich wichtig und lebensnotwendig ist. Es wird viel zu viel Lärm um unterschiedliche Meinungen gemacht, finde ich.

    LG
    Elke

    • Hallo Elke!

      Ich hab ja mit den Mädels auch über den Abend gesprochen und es ist ihnen weder aufgefallen, dass ich mich bedrängt fühlte, noch waren sie böse, dass ich ihnen nicht zugestimmt habe, noch hatten sie das Gefühl, dass ich mich verteidige.

      Das einzige was bei ihnen angekommen ist, war ein gewisses Unwohlsein wegen der ganzen Situation.

      Aber so ist das Leben halt, nach aussen schaut alles ganz normal aus, und innen brodelt es….

      GlG

  2. Oh… das mag ich auch nicht, wenn Menschen von sich auf mich schließen! Und ich kann auch verstehen, dass das Bedrängtfühlen nicht schön ist… habe ich oft erlebt und einmal sehr tiefgreifend. Aber Menschen, die wirklich in dein Leben gehören, werden immer bleiben, auch wenn du deine Meinung sagst. Das musst du dir immer wieder vor Augen führen!

    • Hab ich diesmal eh getan und auch meine Meinung verkündet, und es war auch okay für die Mädels. Ich muss halt nur lernen, auch bei Menschen die anderer Meinung sind, bei mir zu bleiben und meine Meinung zu vertreten! Ist zwar nicht immer ganz einfach, aber ich bemüh mich!

      GlG

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