Gefühle

Immer öfter beobachte ich bei meinen Mitmenschen Verhaltensweisen, die ich nur zu gut von mir selbst kenne. Passiv-aggressives Verhalten, wenn es nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Trotziges Verhalten, wenn man mit passiv-aggressiv nicht weiter kommt. Angefressene Gesichter um das Gegenüber in eine Emotion zu drängen. Sarkasmus und Zynismus bis zum Umfallen. Ich sehe es, und weiß ich hab das hinter mir. Zumindest in dieser Intensität.

Die letzten Wochen haben sie mich wieder ein wenig beübt meine Mitmenschen. Und ja, ich war versucht, darauf zu reagieren. Doch ich hab es nicht getan. Ich hab mich nicht provozieren lassen. Sollen sie ruhig rumspinnen. Bei mir kommen sie damit nicht weiter. Früher ja. Heute nicht. Früher habe ich mich provozieren lassen. Da haben sie mir, mit angefressenen Gesichtern eine Reaktion entlockt. Heute ignorier ich sie einfach. Wenn sie reden wollen, gerne, aber ankeifen lasse ich mich nicht.

Wenn man diese ganzen negativen Gefühle einfach nicht an sich ran lässt, ist das Leben gleich viel leichter. Ich hab meine eigenen Gefühle, ich muss mir nicht auch noch die meiner Mitmenschen aufbürden! Ich habs gelernt. Ehrlich. Natürlich durchbricht auch heute noch hin und wieder, ein negatives Gefühl von außen mein Schutzschild, doch bei weitem nicht mehr so oft wie früher. Und ich werd sie auch relativ schnell wieder los. Das verunsichert einige Menschen in meiner Umgebung nachhaltig, doch das ist mir egal.

Früher hatte ich immer sehr viel Sarkasmus auf Lager. Vor Jahren hat mir mal jemand gesagt „Sarkasmus ist ein Zeichen von Schwäche. Wenn du stark genug bist, brauchst du dich nicht in Sarkasmus flüchten, sondern kannst mit deinen Mitmenschen Klartext reden.“ Ich hab das damals anders gesehen, doch heute weiß ich, was er gemeint hat. Ich habe mich weiter entwickelt. Ich gehe offen und ehrlich auf Menschen zu. Und Menschen die zynisch und sarkastisch durch die Gegend laufen, sind mir mittlerweile zuwider. Denn auch sie verbreiten negative Energy.

Und ich nehm nicht mehr alles persönlich. Wenn früher meine Mitarbeiter auf blöde Ideen gekommen sind, dachte ich „Für wie blöd halten sie mich eigentlich, dass sie glauben damit durchkommen zu können?“ Heute denke ich maximal „Die sind doch echt zu blöd. Schön langsam sollten sie wissen, dass sie mit solchen Blödheiten bei mir nicht durchkommen.“ Ich habe meinen Mitarbeitern klar kommuniziert was ich von ihnen erwarte, wenn sie es sich nicht merken, ist das nicht mein Fehler. Wobei ich mittlerweile davon ausgehe, dass auch Mitarbeiter wie kleine Kinder, ihre Grenzen austesten. Nur weil ich das nie getan habe, heißt dass ja nicht, dass andere nicht einfach ausprobieren wie weit sie gehen können. Und meine Aufgabe als Vorgesetzte ist es einfach, wie eine Mutter ihrem Kind, immer und immer wieder die Grenzen aufzuzeigen.

Mit dieser Einstellung schaffe ich es echt ganz gut, nicht zu verzweifeln. Gesunden Menschenverstand darf man bei Mitarbeitern einfach nicht voraussetzen. Mein Chef hat es letztens echt auf den Punkt gebracht. Wir befinden uns in einem Sandkasten, wo der kleine Maxi auf den kleinen Klausi seine Schaufel schaut. Und wenn die Schaufel vom kleinen Klausi schöner oder größer ist, wird geweint, gestampft und geschimpft. Niemand schaut mehr auf sich selber. Alle vergleichen sich nur mehr mit dem Nachbarn. Und wehe die Schaufel vom Nachbarn ist größer.

Das war nie meins. Ich war nie karrieregeil oder geldgierig. Alles was ich immer wollte, war glücklich sein. Und der Weg zu dem eigenen Glück, führt nicht über die Schaufel vom Nachbarn. Doch ich habe das Gefühl, der Neid auf den Nachbarn oder Kollegen wird immer größer. Oder fällt es mir nur mehr auf? Werd ich sensibler für diese Dinge, oder wird es echt immer schlimmer? Ich kann es nicht sagen. Mir fällt es immer mehr auf, aber ob es an mir oder meiner Umgebung liegt, kann ich nicht beurteilen. Ist auch nicht weiter wichtig. Wichtig ist nur, dass ich mich davon distanziere.

© Libellchen, 2011

Ein Kommentar zu “Gefühle

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