Heute wurde ich an die Firmenweihnachtsfeier voriges Jahr erinnert. Wir machten eine kleine Wanderung auf eine Berghütte, aßen dort, lasen Weihnachtsgeschichten vor und gingen dann mit Fackeln retour. Eigentlich eine recht schöne Idee, nur ging es mir voriges Jahr nicht so gut. Die Geschichte mit dem süßen Typen war ganz frisch, ich war an einem emotionalen Tiefpunkt angekommen. Dazu kam noch, dass ich ein Gedicht vorlesen sollte, was so gar nicht meins ist und meine Kollegen gingen mir in der Zeit auch so was von gegen den Strich, dass ich an diesem Tag, überall anders lieber gewesen wäre, als mit diesen Menschen auf einem Berg.
Immer wann ich alleine war, war ich zu der Zeit am heulen. Im Büro riss ich mich natürlich zusammen, doch sobald ich im Auto saß, flossen die Tränen schon wieder. Die Weihnachtsfeier bedeutete, ich musste mich einige Stunden länger zusammen reißen, umgeben von Menschen, die mir nur zu deutlich spüren ließen, dass es ihnen lieber wäre, wenn ich nicht dabei wäre. Doch mein Pflichtbewusstsein, trieb mich trotzdem dazu mitzugehen. Ich dachte ich müsste es tun, also tat ich es. Doch ich wollte nicht auf diesen Berg. Wollte nicht auf einen Berg, mit Menschen, die einem ins Gesicht lächeln um gleich darauf über einen zu tuscheln. Ich wollte heim in meine Wohnung und weiter heulen. Aber ich schleppte mich auf den Berg.
Weit kam ich nicht, bis die Rückenschmerzen begannen. Ich konnte nicht mehr weiter. Ich blieb stehen und alle zogen vorbei. Bis auf einen Kollegen, der bei mir blieb. Er ging mit mir ganz langsam weiter. Und so schafften wir es irgendwann doch noch auf den Berg, obwohl ich jeden 2. Schritt überlegte, ob ich nicht einfach umdrehen sollte und zurück gehen sollte. Würde ja eh niemanden auffallen. Ich war depressiv und trotzig. Doch irgendwie schleppte ich mich auf den Berg, las sogar das Gedicht vor und hielt die Tränen zurück. Es war eine schreckliche Feier.
Heuer gehen wir wieder wandern. Und als ich das hörte, fiel mir die letzte Weihnachtsfeier wieder ein. Und auch welche Rückenschmerzen ich hatte, als ich den Berg besteigen wollte. Nun, bei meinen Ausflügen in den letzten Wochen, bin ich zigmal soweit und auch viel steilere Stücke gegangen und ich hatte keine Schmerzen. Doch die Ausflüge wollte ich auch machen. Auf den Berg voriges Jahr, wollte ich ja gar nicht. Ich wollte nicht mit den Leuten feiern, ich wollte überhaupt nicht feiern. Und prompt, bekam ich körperliche Beschwerden. Auf meinen Ausflügen bin ich länger unterwegs und bin glücklich. Doch da bin ich auch mit Menschen unterwegs die ich mag.
Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich heuer mitgehe, aber nicht wegen der Wanderung, sondern weil ich nicht weiß, ob ich mit den Menschen feiern will. Immerhin sind es noch immer dieselben. Sie haben mir auch das letzte Jahr, kein leichtes Leben gemacht, andererseits ist es mir mittlerweile egal. Sie haben mich gestärkt und ich bin somit kein leichtes Opfer mehr. Doch ob ich auf den Berg will oder nicht weiß ich trotzdem noch nicht. Aber wenn ich es will, dann schaff ich es auch ohne körperliche Schmerzen. Doch ob ich es will, dass wird sich erst noch zeigen.
© Libellchen, 2011
Tief in dich hineinhören und nur das machen, was du auch willst! Dann kann die Entscheidung nicht falsch sein!
Sei lieb gegrüßt,
Sunny
Hallo Sunny!
Ja, mittlerweile gestehe ich mir ja auch zu auf meinen Bauch zu hören. Früher habe ich Dinge aus Pflichtbewusstsein gemacht, aber wenn man dabei das „ungute“ Gefühl im Bauch ignoriert, muss man dann halt mit Rückenschmerzen rechnen 🙂 Doch Gott sei Dank wird man ja älter und lernt dazu!
GlG