„Man trifft immer genau die Menschen, die man gerade braucht.“
„Die Menschen die uns begegnen haben Informationen für uns. Sie sagen, zeigen oder spiegeln uns etwas, was für unsere Weiterentwicklung wichtig ist.“
„Wenn du ein Problem mit mir hast, ist das dein Problem.“
Mein erster Spiegel in meinem Leben, den ich wahr genommen habe, war meine Mutter. Wir sind uns nicht nur äußerlich sehr ähnlich, sondern auch von den Charaktereigenschaften. Meine Pubertät war dementsprechend heftig. Sie hat mir alles gespiegelt, was ich an mir nicht mochte. Und ich mochte mich damals gar nicht! Und so sind wir so oft zusammen gekracht, bis sich unsere Wege für Jahre trennten. Ich war damals nicht bereit in meinen Spiegel zu blicken. Heute verstehen wir uns dafür super.
Doch nicht nur die nächsten Angehörigen oder Freunde spiegeln uns etwas. Auch Zufallsbekanntschaften haben Botschaften für uns. Jeder Mensch den wir begegnen, tut dies aus einem bestimmten Grund. Manche haben Botschaften für uns und auf manche reagieren wir emotional. Jene die heftige emotionale Reaktionen bei uns hervorrufen, spiegeln uns oftmals was in uns. Egal ob positiv oder negativ. Ich weiß nicht ob es Menschen gibt, die jede Botschaft wahr nehmen können, ich kann es nicht. Doch seit ich darauf achte, habe ich sicher mehr über mich dazugelernt, als ich für möglich gehalten hätte. Ich habe mich im letzten Jahr mit riesigen Schritten in Richtung meiner Mitte bewegt. Und sehr viel kam ins rollen, weil mich andere Menschen aufgeregt haben. Weil sie mich genervt oder verletzt haben. Genau diese Menschen haben meine Weiterentwicklung enorm voran getrieben.
Ich habe also begonnen, zu überlegen was mir die Person, die mich gerade zur Weißglut treibt sagen will. Welche Botschaft sie für mich haben könnte. Und es ist echt spannend. Anfangs hielt ich das ja für einen Blödsinn, aber was soll ich sagen, es hat funktioniert. So ausgeglichen und glücklich wie jetzt war ich überhaupt noch nie! Ich hab für mich also gelernt, dass das System funktioniert. Doch auch andere kennen das System. Wenn Menschen ein Problem mit mir haben, wollen sie mir dann oftmals erklären, ich möge sie doch als Spiegel sehen. Moment mal. Sie haben ja ein Problem mit mir, dann spiegel ich ja grad ihnen etwas. Doch das wollen viele Menschen dann oftmals so nicht sehen. Viele gehen davon aus, dass sie der Spiegel für andere sind, doch selten kommen sie auf die Idee, dass auch ihr Gegenüber eine Botschaft hat für sie. Ein Spiegel ist keine Einbahn! Der funktioniert in beide Richtungen.
Natürlich ist es leichter die „Schuld“ immer auf die anderen zu schieben. Sich mit den eigenen Problemen auseinanderzusetzen ist ungleich schwieriger. Schon klar. Ich wollts lange Zeit ja auch nicht tun. Nur, wenn man einen Spiegel ignoriert, kommt garantiert der nächste. Und irgendwann ist es mühsamer die Spiegel zu ignorieren, als sich dem Problem zu stellen. Solange wir mit uns selbst nicht in reinem sind, werden immer wieder potentielle Spiegel vorbei kommen und uns aufregen. Die geben erst eine Ruhe, wenn man das jeweilige Thema für sich selbst geklärt hat.
Mein bestes persönliches Beispiel dafür ist „sich Sorgen machen.“ Jahrelang hat mir mein Großvater gespiegelt, dass ich ein Angsthase bin. Ich hab mir immer Sorgen gemacht. Und er hat es mir gespiegelt. Und ich habe es gehasst und alles getan um ihn endlich „zufrieden zu stellen“. Ich habe alles getan um ihm die Grundlage zum Sorgen zu entziehen, doch dabei hatte ich immer Angst, dass es nicht genug ist. Was es letztendlich natürlich auch nie war. Ich bin das Thema einfach falsch angegangen. Das Problem war nicht bei ihm, sondern in mir. Ihn brauchte ich nur um es zu sehen. Nun, ich habs 30 Jahre nicht verstanden. Irgendwann war es mir zu heftig und ich hab den Kontakt drastisch reduziert. Ich bin dem Problem aus dem Weg gegangen.
Und dann kam eine Bekannte von mir ganz gleich an. Und damals bin ich auszuckt. Doch da es von unerwarteter Seite kam, begann ich nachzudenken und da wurde mir klar, dass sie mir nur meine eigene Angst spiegelten. Also hab ich begonnen mich dem Thema Angst anzunehmen und habe es für mich erstmal gelöst. Und siehe da, seit Monaten hat mir niemand mehr gesagt, dass man sich um mich sorgt.
© Libellchen, 2011