Verplant

Da ich Zeit meines Lebens immer sehr unsicher war, habe ich mein Leben immer total verplant. Mit meinen Plänen schuf ich mir eine gewisse Sicherheit. Da ich mein Leben verplant hatte, hab ich mich aber auch sehr beschränkt. Spontane Aktionen waren nie meins. Doch die vermeintliche Sicherheit war mir wichtiger als spontan etwas unternehmen zu können.

Bevor ich wohin gegangen oder gefahren bin, hab ich immer überlegt, wann ich zu Hause sein will. Und dabei war es egal ob es sich um ein Familientreffen oder ein Treffen mit Freunden war. In meinem Hinterkopf lief immer die Uhr. Wenn die Zeit gekommen war, bin ich dann nach Hause, ob es grad lustig war oder nicht. In der anderen Richtung blieb ich länger als es lustig war, nur damit ich nicht früher heim ging, als geplant. Ich weiß, echt bescheuert, aber ich hatte mir das irgendwann als junger angewöhnt und hab eine Zeit gebraucht, um draufzukommen, dass ich mich selbst einschränke.

Mittlerweile bin ich da ein wenig entspannter und plane nicht mehr soviel. Ganz abgestellt hab ich es zwar noch nicht, doch es wird besser. Ich tue mehr wonach mir ist. Höre mehr auf mein Bauchgefühl und gehe oder bleibe nicht, weil ich mir das vorher so überlegt hatte. Mittlerweile arbeite ich mit Richtwerten, nicht mehr mit genauen Uhrzeiten und wenn ich nicht mehr will, geh ich auch schon mal früher nach Hause. Meine Planzeiten haben sich auch immer danach gerichtet, was sich schickt, was von mir erwartet wird und, und, und. Es ging eigentlich nie wirklich darum was ich will. Wenn ich zum Beispiel meine Familie besucht habe, bin ich so lange geblieben, wie ich dachte bleiben zu müssen ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.

Extrem aufgefallen ist mir das diese Woche. Ich war am See. Es war toll, ich genoss den Tag, doch irgendwann reicht auch der Besuch am See und ich wollte nach Hause. Und ich hab tatsächlich darüber nachgedacht, was sich die anderen Besucher denken, wenn ich jetzt am frühen Nachmittag schon nach Hause gehe. Da erst ist mir aufgefallen, dass ich ohne Heimkehrzeit zum See gefahren bin. Ich hatte keine Zeit im Kopf wann ich nach Hause will. Ich war plötzlich spontan geworden. Ich bin dann auch nach Hause gefahren, da es einfach gereicht hat. Früher wäre ich ganz sicher geblieben, solange wie es nur irgendwie gegangen wäre. Ich hätte das heim gehen so lange wie möglich hinausgezogen, um so nahe wie möglich an die Uhrzeit ranzukommen, die ich mir frühmorgens vorgenommen hatte. Andererseits wär ich am letzten Sonntag irgendwann unruhig geworden, als ich mit meinen Freundinnen am See war, denn 9 Stunden hätt ich mir niemals vorgenommen. Und so wäre dann irgendwann die Zeit gekommen gewesen, wo ich meinte heimgehen zu wollen und hätte es dann wahrscheinlich auch getan. Doch diesmal nicht. Diesmal hatte ich keinen Plan und bin aufgebrochen als ich spürte dass es Zeit für den Heimweg war.

Ich bin auf einmal flexibler und das Leben auch! In meiner nunmehr unverplanten Zeit passieren plötzlich immer häufiger unvorhergesehene und nette Dinge. Sei es ein Eis essen gehen mit einer Freundin oder auch das kennen lernen, von eigentlich nahen Verwandten, zu denen man in der Vergangenheit keinen Bezug hatte. Früher hätten sich diese Dinge gar nicht so entwickeln können. Ich wäre gar nicht spontan und flexibel genug dafür gewesen. Ich werde versuchen meine verplante Zeit in Zukunft noch mehr zu reduzieren. Ich will dem Universum noch mehr Spielzeit verschaffen. Bin schon gespannt was ich da in Zukunft noch alles erleben darf!

© Libellchen, 2011

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