Teddy – Kapitel 1

Als Teddy erwachte, schien ihr die Sonne auf die Nasenspitze. Sie hörte die Vögel zwitschern und fühlte sich extrem glücklich. Und doch stimmte irgendetwas nicht. Es war als würde etwas fehlen. Sie stand auf und tapste schlaftrunken ins Bad. Sie erledigte ihre Morgenhygiene und machte sich einen Kaffee. Während das Wasser kochte, öffnete sie alle ihre Fenster.  Als sie das Fenster zur Straße öffnete, wusste sie was ihr vorher gefehlt hatte – Lärm!

Kein einziges Auto bewegte sich. Sie sah und hörte nichts, außer dem Gezwitscher der Vögel. Und obwohl sie das eigentlich erschrecken müsste, tat es das nicht. Sie hatte keine Angst. Alles war gut. Sie nahm ihren Kaffee und ging vor die Tür. Und dort lies sie erstmal die Ruhe auf sich wirken. Es war als wäre sie der einzige Mensch auf Erden. Doch sollte sie nicht eigentlich Panik haben? Sie versuchte rational darüber nachzudenken, doch sie schaffte es einfach nicht. Sie fühlte sich einfach gut.

Plötzlich sah sie, wie sich eine Gestalt näherte. Die Person kam ihr irgendwie bekannt vor. Als er näher kam, erkannte sie dass es Ribolt war, ein Bekannter von ihr. Sein Markenzeichen, die immer griffbereite Kamera, hatte er um den Hals gehängt. Er kam direkt auf sie zu und lächelte sie an. „Hey Teddy! Schön dich zu sehen. Hab mir aber eh gedacht dass du überlebt hast, deshalb hab ich gleich auf den Weg zu dir gemacht.“ „Überlebt? Was ist eigentlich passiert? Als ich aufgewacht bin, war alles ruhig, weit und breit keine Menschenseele! Ich glaub ich hab irgendetwas versäumt!?“

„Hast du den Weltuntergang verschlafen, oder wie?“ „Weltuntergang? Aber die Welt steht doch noch.“ Während Teddy das sagte, fiel ihr die Berichterstattung wieder ein. Viel war passiert in den letzten 10 Jahren. Attentate, Verfolgungen, Morde, Aufstände, Hungersnöte,… Der Hass und der Neid der Menschen, war fast in einem Weltkrieg geendet. Plötzlich konnte sie sich wieder erinnern, dass sie mit einem schlechten Gefühl ins Bett gegangen war. Es war nicht klar gewesen, ob der letzte Anschlag, nicht doch einer zuviel war. Sie war ängstlich gewesen, als sie sich niedergelegt hatte, doch bevor sie eingeschlafen war, hatte sie noch ihre Mitte fokussiert.

Sie hatte versucht sich zu entspannen und ihre Liebe zu spüren. Und darüber war sie eingeschlafen. Und heute war sie in einer veränderten Welt wieder erwacht. Und Ribolt offensichtlich auch, doch was war mit den anderen? Wo waren all die Menschen geblieben, und was war mit ihren Lieben? „Hast du schon was von unseren Freunden gehört?“ Sie hatten je einige gemeinsame Freunde. „Nein, noch nicht!“ Und obwohl er nicht wusste ob seine Freunde überlebt hatten, klang er nicht traurig oder ängstlich. Und Teddy ging es genauso. Diejenigen die noch hier waren, denen ging es gut und jene, die es nicht geschafft hatten, die würden sich in dieser neuen Welt sowieso nicht wohl fühlen. In dieser Welt hatten negative Gefühle, Vorurteile und Hass keinen Platz. Und auch Angst gab es hier keine. Alles war so, wie es sein sollte. Man brauchte sich vor nichts fürchten.

Teddy konnte es sich nicht erklären, doch diese neue Welt fühlte sich einfach gut an. Lebte sie eigentlich noch? Oder war sie gestorben und im Himmel gelandet? Ein Ort wo Glück, Liebe und Zufriedenheit vorherrscht, konnte auch das Jenseits sein. Sie zwickte sich in den Arm und es tat weh. Doch war das jetzt ein Beweis, dass sie noch lebte? Und vor allem war es wichtig? Es ging ihr gut. Eigentlich konnte es ihr egal sein ob sie lebte oder tot war. Sie hoffte nur noch, ein paar ihrer Lieben wieder zu finden. Doch zuvor wollte sie noch ganz in Ruhe ein Eis essen.

„Was hältst du davon, wenn wir uns ein wenig in der Stadt umsehen? Ich hätte Lust auf ein Eis, vielleicht gibt es den Eisverkäufer ja noch.“ „Bin bereit, holde Maid, lass uns gehen.“ Ribolt zückte den Fotoapparat, bereit unterwegs interessante Bilder zu schießen. Ribolt war fröhlich wie immer, und so schlenderten sie lachend und singend Richtung Innenstadt.

© Libellchen, 2011

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4 Kommentare zu “Teddy – Kapitel 1

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