Marie – Kapitel 6

Es war Montagvormittag und Marie saß in der Schule. Es war ein Montag wie so viele zuvor, und doch war er ganz anders. Sie saß in der Klasse und wurde von den anderen ignoriert, doch nach den Erlebnissen des Wochenendes hatte sie sich verändert. Die Ablehnung ihrer Mitschüler wurde ihr schmerzhaft bewusst. Niemand ihrer Schulkameraden mochte sie, doch es gab einen Menschen der ihre Gegenwart genoss. Sie wusste dass mehr in ihr steckte, als ihre Schulkameraden wussten. Doch sie würde es ihnen sicher nicht erzählen. Das Läuten der Glocke riss sie aus ihren Überlegungen. Große Pause. Sie hatte jetzt 20 Minuten freie Zeit.

Normalerweise blieb sie in der Klasse und bereitete sich auf die nächste Stunde vor oder las in ihrem Buch. Ihre Mitschüler schlichen sich entweder raus eine Rauchen oder hingen in der Aula ab. Doch Marie rauchte weder, noch wollte sie in der Aula von noch mehr Schülern ignoriert werden. So hatte sie immer ihr Buch mit in dem sie lesen konnte. Meistens war sie ganz alleine in der Klasse, außer einer ihrer Mitschüler musste noch eine Hausaufgabe für den Nachmittag machen. Heute war sie wieder ganz alleine. Alle waren nach draußen gegangen und so las sie in Ruhe in ihrem Buch.

„Hey Kleine! Was treibst du denn so ganz alleine?“ Tom stand in der Tür und grinste sie an. „Was machst du den hier?“ Marie war total verwirrt und spürte wie sie rot anlief. „Ich muss noch was für die nächste Stunde kopieren und da hab ich dich hier gesehen.“ Natürlich die Kopierer für die Schüler standen direkt vor ihrem Klassenzimmer, doch auch wenn immer wieder Schüler vor ihrem Klassenzimmer kopiert hatten, hatte sie noch nie jemand angesprochen. Andererseits war Tom auch nicht jeder. Nicht mehr nach dem letzten Wochenende. „Also was treibst du hier so ganz alleine?“ Was sollte sie ihm bloß sagen? Ach, egal. Er würde ja sowieso früher oder später herausfinden, dass sie ein Versager war und keine Freunde hatte.

„Naja, ich lese in meinem Buch, weil ich nicht wüsste was ich statt dessen machen sollte.“ „Du könntest mit deinen Freunden in der Aula was trinken.“ „Das könnte ich schon, wenn ich Freunde hätte. Da dies allerdings nicht der Fall ist, lese ich hier in meinem Buch.“ So jetzt war es raus. Wahrscheinlich würde er sich jetzt genauso wie alle anderen von ihr abwenden. Einmal Außenseiter, immer Außenseiter. „ Aber du hast ja mich!“ seine Augen glitzerten und sein Lächeln konnte einen Eisberg schmelzen. „Also wenn du willst, wär ich gern dein Freund.“ „Hier in der Schule?“ Marie war verwirrt. Er würde sich doch nicht wirklich mit ihr in der Schule zeigen wollen. Was würden denn die anderen dazu sagen. Er war doch der Schulschwarm und total beliebt. Mit ihr gesehen zu werden, würde seinen Stand doch erheblich reduzieren. „Wieso nicht auch in der Schule. Am Wochenende haben wir uns doch auch recht gut verstanden. Oder willst du nicht mit mir gesehen werden?“

„Was. Natürlich. Ich dachte nur dass du vielleicht nicht mit mir gesehen werden willst.“ Marie stammelte vor sich hin. Sie war total perplex. „Ach Blödsinn. Weißt du was, morgen hol ich dich in der großen Pause ab und wir gehen geschmeidig was trinken in der Aula. Okay?“ „Ja, gern, können wir machen.“ Sie konnte es kaum glauben. Er wollte wirklich zu ihrer aufkeimenden Freundschaft stehen. „Na gut, ich muss jetzt aber los. Ich muss für die nächste Stunde noch was vorbereiten. Bis morgen dann. Freu mich schon.“ Sprach er, schenkte ihr noch ein Lächeln und war verschwunden.

© Libellchen, 2011

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