Ich weiß jetzt wofür ich meine zwei tollen Mitarbeiterinnen habe. Die eine will mich durch Ignoranz und Wurschtigkeit in den Wahnsinn treiben und die andere will mich mit ihrem angefressenen Gesicht und ihrer provokanten Art zur Weißglut bringen. Die eine fordert mein offenes Wurzelzentrum und die andere mein offenes Emotionalzentrum.
Heute war mal wieder das Emotionalzentrum dran. Man stelle sich vor. Eine Mitarbeiterin von mir, die um ein paar Jahre jünger ist als ich, stürmt mit angefressenem Gesicht in mein Büro und regt sich auf wie ein Hustinettenbär. Sie ist mit einer Entscheidung von mir, von vor 3 Tagen nicht einverstanden und hat das ganze Wochenende damit zugebracht im Internet zu recherchieren um mir heut ihre gesammelten Werke auf den Tisch zu knallen. Ihr angefressenes Gesicht, ihre Wortwahl, ja ihr ganzes Auftreten, treiben mir das Blut ins Gehirn.
Ich spüre die Wut in mir hochkochen. Die Wut auf mein Gegenüber. Am liebsten würde ich sie anschreien, sie dazu auffordern ihre Klappe zu halten und ihren Arsch aus meinem Büro rauskarren. Doch ich habe in den letzten Jahren einiges über mich gelernt. Unter anderem darauf zu achten ob sich meine Stimmung schlagartig ändert und wenn das so ist, wer gerade in meiner Nähe ist und ob vor dem auftauchen der Person meine Stimmung vielleicht noch ganz anders war. Kurz und gut. Mir geht’s gut, ich bin gut drauf. Sie kommt bei der Tür rein und plötzlich werd ich wütend und höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Und ich weiß jetzt auch schon, dass ich gerade ihre Gefühle spüre. Der Blutrausch hat nix mit mir zu tun. Also was tun, richtig auf emotionalen Durchzug stellen. Nur, bisher hatte das noch nie funktioniert!
Ich schau sie an atme tief ein und aus, ignoriere das Rauschen des Blutes in meinen Ohren und sage „ Setz dich doch, dann können wir in Ruhe darüber reden.“ Sie kocht, sie will sich nicht beruhigen, sie will mich ankeifen und tut dies auch. Das Blut in meinen Ohren pocht immer lauter. Als sie merkt dass ich nicht auf den Zug aufspringe, will sie wieder gehen. Weil das diskutieren mit mir bringt ja nichts. Vielleicht weil ich auch gar nicht diskutiere? Ich ignoriere das Pochen in meinem Gehirn und sage zu ihr „Die Einzige die sich grad aufregt bist du, setz dich dann können wir in Ruhe darüber reden.“ Sie tut es tatsächlich. Gott sei Dank. Das Pochen in meinem Kopf wird ruhiger und ich kann wieder denken. Der Blutrausch ist vorüber.
Ich höre mir ihre Argumente an, widerlege einige, gebe ihr in einem Punkt Recht und wir treffen uns argumentativ irgendwo in der Mitte. Zum Abschluss bedanke ich mich für die Anregung und gebe ihr noch mit auf den Weg, dass sie das nächste Mal doch einfach gleich kommen möge, doch dann bitte schön mit einem anderen Ton. Sie verlässt das Büro und ich bin wieder gut drauf, genau so wie ich es war, bevor sie in mein Büro gekracht ist.
Ich hab es geschafft!
Ich lass mich von den Emotionen anderer nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen. Ich bin ruhig geblieben und hab nicht zurück gekeift. Und ich hab auch kein Problem damit dass sie meint mich provozieren zu müssen. Denn da stehe ich mit meinem definierten Ego drüber. Möge sie daran ersticken oder auch nicht, mir ist es egal. Ich lass mich von ihr nicht mehr provozieren.
© Libellchen, 2011
Liebes Libellchen!
Wahnsinn, bewundernswert, vorbildlich!
Ich bin zwar auch immer so ruhig in Konfliktsituationen, vor allem, wenn mir jemand so kommt wie deine Kollegin, aber innerlich koche ich!
Sei lieb gegrüßt,
dreams
Mitarbeiterin bitte. Ich bin ihre Chefin, nur das stört sie überhaupt nicht! Wenn sie meint mich ankeifen zu müssen, tut sie es einfach. Aber wie gesagt ich lass mich nicht mehr provozieren. Brauch ich auch gar nicht, weil wenn es darauf ankommt, macht sie was ich sage, weil ich bin der Chef 🙂
LG
wow, das krieg ich (noch) nicht hin….
ich explodiere dann gerne mit.
War auch für mich ein langer Weg. Ich arbeite jetzt schon seit 2 Jahren mit mir und endlich hatte ich einen Durchbruch. Also nur nicht aufgeben, das wird schon noch.
LG
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