Irgendwie fühle ich mich innerlich zerrissen. Ich habe mit dem Synonym Libellchen eine für mich gute Möglichkeit gefunden mein Innerstes nach außen zu kehren, ohne dass meine Arbeitskollegen oder entfernte Bekannte wissen, dass es sich dabei um mich handelt. Das war und ist auch gut so. Ich habe nur ein kleines Problem. Meinen Vater. Er weiß nichts von meinem Synonym und auch nicht, dass ich schreibe. Und ich habe auch nicht vor es ihm zu erzählen. Ich habe noch zu gut seine mahnenden, vorwurfsvollen Worte in den Ohren als ich ihm erzählt habe, dass ich mich in einem Verein organisiere, der so gar nicht seinen Vorstellungen entspricht.
Im Moment ist er sowieso der Ansicht, dass ich meiner Mutter immer ähnlicher werde, was in seinen Augen nichts anderes heißt, als das ich mich von ihm wegbewege. Er hat sicher nicht ganz unrecht damit, doch hat dies alles nichts mit meiner Mutter zu tun. Ich habe begonnen mich von ihm zu entfernen, als ich den süßen Typen kennen gelernt habe. Ich wollte ihm nicht erzählen dass ich mich in einen verheirateten Mann verliebt hatte. Also hab ich 3 Jahre einen wichtigen Teil meines Lebens verschwiegen. Und alles was ich jetzt tue oder fühle, so wie ich jetzt bin, ist alles das Ergebnis der letzten 3 Jahre. Ich kann ihm auch nicht erzählen, dass mein 2. Buch fertig ist, da ich ihm dann von meinem ersten erzählen müsste, dass wiederum vom süßen Typen handelt.
Gestern hat mich mein Vater gefragt, was es Neues gibt. Meine Antwort war „Es gibt nichts neues“. Doch das stimmt nicht!
- Ich freue mich auf den Tag der offenen Tür des Vereins – mit dem mein Vater ein Problem hat.
- Ich hatte 3 Jahre eine „Beziehung“ mit meinem Seelenverwandten, der nur blöderweise schon eine Frau hat – womit mein Vater ein großes Problem hätte, wenn er es wüsste.
- Ich hab über den süßen Typen ein Buch geschrieben – was er nicht verstehen würde.
- Ich habe ein 2. Buch geschrieben für den Verein, den er nicht mag – was ihm gar nicht gefallen würde.
Was also soll ich tun? Ihm alles erzählen und mir die Vorwürfe und mahnenden Worte anhören? Ehrlich gesagt hab ich da im Moment echt keinen Bock drauf. Ich kann auch einfach in Zukunft nichts sagen und ihm in dem Glauben lassen, dass an allem meine Mutter Schuld ist, der es übrigens egal ist was er über sie denkt. Doch mir ist es nicht egal. Im Moment bin ich noch am überlegen. Ich weiß noch nicht wie ich weitermache. Ich weiß nur, wenn ich die Karten auf den Tisch lege, dann erzähl ich ihm gleich alles. Ich denke es wird darauf ankommen, ob ich das Gefühl habe, dass er sich wirklich dafür interessiert was ich mache. Im Moment glaube ich eher, dass er mit „Es gibt nichts neues“ zufrieden ist. Doch so wie ich mich kenne, wird das nicht auf Dauer gut gehen. Es wird der Moment kommen wo ich einfach ein Exemplar jedes meiner Bücher nehm und sie ihm in die Hand drücke. Aber jetzt noch nicht….
© Libellchen, 2011
Liebe Freundin, gar und gar versteh ich Dich. Ich selbst habe meinen Eltern anfangs ein paar Bilder gezeigt. Jetzt tu ich es nicht mehr, da ich GLAUBE sie verstehen die Thematik die ich oft in den Bildern anspreche nicht. Meine letzte Beziehung hab ich länger verschwiegen, da meine neue Liebe, und die Liebe war nicht nur wie ein Schmetterling der sich auf mich niedergelassen hat, es waren hunderte…ja warum verschwiegen, weil die Frau zwei Kinder hatte und ich wusste, dass meine Eltern Enkelkinder möchten und die Kinder meiner Liebe der hundert Schmetterlinge festklammern (so ist es auch geschehen), genauso wie die Eltern glauben, dass sie mich festklammern müssen obwohl der Schmetterling fliegen sollte…und ich bin selbst wieder weiter geflogen, weg von der Liebe die mich wie die hundert Schmetterlinge erdrückt hat – mir kommen immer beim Gespräch mit den Eltern die Worte: „Ist eh alles so wie immer“ also deinen Worten ähnlich liebe Freundin. Und dann wäre ja da noch mein Vater, mein richtiger Vater der mir seine Gene auf meinen Weg mitgegeben hat, den ich eigentlich gar nicht kenne…was würde er zu meinen Bildern sagen. Ist der Mann der mich damals mit der Frau, die sich meine Mutter nennt, mir ähnlich oder bin ich wirklich wie meine Mutter…..Zerrissen bin ich wohl auch liebe Freundin…was meinen Vater und mich betrifft…lg Nero
Lieber tiefgründig und belächelt, als oberflächlich und beliebt 🙂
LG Libellchen
Hi Süssä,
du hast mich heut ganz schön zum Nachdenken angeregt mit diesem Beitrag – ich hab mein leben und meine Beziehung zu meinen Eltern Revue passieren lassen. eigentlich hatte ich ihnen jahrzehntelang überhaupt nichts erzählt – nichts über mich persönlich – eigentlich immer nur Belanglosigkeiten – weil es hat sie beide nie wirklich interessiert, wie es mir geht – und wer ich wirklich bin.
Erst durch meine Bücher habe ich ihnen die Chance gegeben, mich näher kennen zu lernen – ich glaub allerdings nicht, dass sie irgendwas von dem, was ich jemals geschrieben habe, auch wirklich so wahrgenommen haben, wie es gemeint war.
Ich glaub zwar, dass mein Vater meine Bücher gelesen hat – aber verstanden hat er sie ganz sicher nicht – wobei – es gab „danach“ Momente, wo ich fast den Eindruck hatte, dass er mich „sieht“ – da gabs nen Moment, als er in Hochegg lag und es ihm nicht gut ging – vor Jahren – da hatten wir ein wirklich gutes Gespräch von über 2 Stunden – damals war er mir nahe – naja, 2 Stunden in 52 Jahren – aber immerhin 😉
Von meiner Mutter glaub ich nicht mal, dass sie meine Bücher jemals aufgeschlagen hatte – vielleicht irre ich mich auch – aber sie haben mich beide nie auf die Thematiken angesprochen, über die ich schrieb. Schon krass – als einziges Kind meiner Eltern bin ich ihnen so egal, dass es sie überhaupt nicht interessiert, wer und was ich wirklich bin.
Ja – ob ich endlich wieder nen Job hab – oder wie ich über die Runden komm – das interessiert sie schon – fallweise – aber eigentlich auch nicht – weil ich hab jetzt über 52 Jahre überlebt – ich werds auch die nächsten Jahre tun.
Und ob es wieder einen Mann in meinem Leben gäbe – und eigentlich verschweig ich jetzt auch schon seit geraumer Zeit den Mann den ich liebe, weil sie das, was da ist, noch weniger kapieren würden, wie wenn ich wieder irgendwen heiraten würde – und endlich wieder „versorgt wäre“.
Meine Eltern leben sowieso schon immer in einer anderen Welt – und ich nehm an, viele andere Menschen auch.
Von daher – dein Bauchgefühl wird dir sagen, wann und ob es passt, die Bücher deinem Vater auf den Tisch zu legen – und wenn dus tust, bist sicher auch stark genug, jegliche ReAktion dazu aus zu halten.
Ich hätte grad große Lust, meine Eltern zu Ostern zu besuchen und ihnen Details aus meinem Leben zu erzählen *rofl* – vor allem vom Beginn meiner letzten Ehe – andererseits – wozu ?
Dir mal umärmel & drück
lg ctm
Lieber Nero,
mir ist beim Lesen deiner Zeilen spontan eines eingefallen – vielleicht würde er dich sogar sehr gut verstehen – ich mein deinen leiblichen Vater, den du eigentlich gar nicht kennst.
Und vielleicht würde dir einiges verständlicher werden, wenn du ihn kennen lernen würdest – nur so mein Gefühl – und auch das, was ich durch meine systemische Arbeit immer und immer wieder erleben durfte – man wird oft wie die Person, die „vom System“ abgelehnt wird.
lg ctm
…was könnte passieren, wenn ich meinen leiblichen Vater treffe…Angst vor einer Enttäuschung? Eine Enttäuschung die sich momentan nicht beschreiben lässt, weil ich kaum Erwartungen an meinen Vater habe, naja, vlt. ist da doch der Wunsch, dass er so ist wie ICH. Aber ich spüre, dass die Zeit nach einem drittel Jahrhundert gekommen ist…
Rehi Nero,
ich könnt mir vorstellen, dass nix tragisches passiert 😉
Ich persönlich hab nur immer wieder in Aufstellungen erlebt, dass Kinder sehr oft dem Vater „nachgeraten“ sind, den sie nicht kannten – weil sie dessen Stelle unbewusst ausfüllen wollen – aus blinder Liebe zu ihm – und weil sie ihn „offiziell“ nicht lieben dürfen – obwohl er ihr Vater ist.
Klingt jetzt vielleicht bissale strange für dich – aber es ist einfach wirklich toll, zu sehen, welche Dynamiken sich bei Familienaufstellungen zeigen – und ich bin mal in einer solchen Aufstellung als Repräsentantin für die Mutter des Klienten gestanden – und das war ein derartiges Erlebnis für mich, dass es meine ganzes Leben nachhaltig verändert hat.
Der junge Mann war auch um die 30 – sein Vater war aus dem Iran – und er hatte ihn nie gesehen, weil er „abgehauen“ ist, als er merkte, dass seine Freundin schwanger ist – und der Sohn war irgendwie fast das Ebenbild von ihm – und hatte auch viele Charaktereigenschaften des leiblichen Vaters.
Wie gesagt – sie haben sich nicht real getroffen, weil er keine Chance hatte, ihn besuchen zu fahren (fliegen) – aber es war trotzdem eine Form von Kennenlernen und Annehmen – eine Aussöhnung mit dem Teil des Klienten, der immer bewusst unterdrückt wurde – werden musste, weil die ganze Familie gegen den Vater war – und dies auch nachhaltig kommunizierte.
Das war vor vielen Jahren – er hat seinen Vater noch immer nicht real getroffen – aber er hat ihm einen Platz in seinem Herzen eingeräumt – und es geht ihm seither wesentlich besser – er steht voll im Leben – und er hat auch kein Problem mehr damit, wenn seine Mutter oder seine Großeltern gegen den Vater „hetzen“.
Eine zweite Aufstellung hatte ich selbst mal geleitet, wo es um eine junge Frau ging – auch um die 30 – deren Vater Franzose war – und der auch verschwand, als bekannt wurde, dass sie unterwegs war – Mutter also auch allein erziehend – und der „böse Vater“ – auch sie hat ihm damals bewusst einen Platz in ihrem Herzen frei gemacht – und ihm rein genommen – ohne ihn real zu treffen – und kurz darauf ging sie nach Deutschland und veränderte sich nochmals ganz nachhaltig – hat zwischenzeitlich ihren eigenen Alleinerzieherstatus gegen eine glückliche und funktionierende Beziehung getauscht.
Ich will dir weder zu- noch davon abreden, deinen leiblichen Vater real zu treffen – es waren einfach nur meine persönlichen Erfahrungen mit der Thematik.
lg ctm