Wahrheit

„Das mußt du doch verstehen. Sie ist die große Liebe meines Lebens.“ Das Libellchen war fassungslos. Nein! Das mußte sie wirklich nicht verstehen! Warum war er mit ihr zusammen wenn er die andere schon seit Jahren liebt?

„Ach, weißt du ich wollte eigentlich über sie hinwegkommen. Und da hab ich dich gesehen und du bist so ein liebevoller, netter Mensch, da dachte ich mit deiner Hilfe schaffe ich das!“ „Wenn du über sie hättest hinwegkommen wollen, hättest du aber nicht mir ihr schlafen dürfen!“ Das Libellchen konnte spüren wie die Wut in ihr hoch kochte.

Sie hatte mit ihm die letzten 1 ½ Jahre verbracht und gehofft, dass er der Richtige wäre um eine Familie zu gründen. Und jetzt erfuhr sie, dass sie nie eine Chance gehabt hatte. Sie war wütend weil er ihr etwas vorgemacht hatte. Jetzt wußte sie auch, warum er ihr nie gesagt hatte, dass er sie liebt. Er liebte sie auch nicht. Er liebte eine andere. Aber wieso hatte er die Beziehung zu ihr nicht einfach beendet, wenn er sie doch sowieso nicht wollte?

„Ich wollte dich nicht verletzten.“ „Und was denkst du was du mit deinem Fremdgehen getan hast?“ So dumm konnte doch niemand sein. Dumm nicht, aber egoistisch, schoß es ihr durch den Kopf. Konnte das sein? War er bei ihr geblieben, weil seine große Liebe nicht greifbar war? Weil sie praktisch für ihn war? Weil er mit ihr jemanden hatte der ihm sein Bettchen vorwärmte?

Sie kam sich ausgenutzt vor. Er hatte sie belogen und betrogen. Er hatte ihr etwas vorgemacht. Zuerst war sie Mittel zum Zweck gewesen und als das nicht funktioniert hatte, war sie halt da für ihn, damit er nicht so alleine war, wenn er nicht bei der Liebe seines Lebens sein konnte. Sie war ein Lückenfüller.

Und immer wenn er zu seinen Eltern geflogen war, hat er sich mit einer anderen getroffen. Also während sie ihren Geburtstag alleine feiern durfte, vergnügte er sich mit einer anderen. Na toll. Das gab ihr echt den Rest. Wahrscheinlich wußten seine Freunde und seine Familie gar nicht, dass es sie gab.

Die Mail war ja schon schlimm gewesen. Lesen zu müssen, daß es eine andere gab, die er begehrte, mit der er leidenschaftlichen Sex hatte. Nach der er Sehnsucht hatte, wenn er sie länger nicht sehen konnte. Diese Frau hatte alles bekommen, was sie sich so sehr gewünscht hatte. Doch sie war für ihn nur eine austauschbare Komponente. Sie war nichts anderes als ein Einrichtungsgegenstand für ihn. Sie war da und praktisch. Doch die andere wollte er wirklich.

Wieso hatte er nicht einfach Schluß gemacht. Sie konnte es nicht verstehen. Es war doch klar, dass sie verletzt sein würde, wenn er sich von ihr getrennt hätte. Doch hätte er es gleich getan als er drauf gekommen ist, daß die Sache mit dem „drüber wegkommen“ nicht funktioniert, hätte es sicher nicht so weh getan, als nach 1 ½ Jahren! Sie konnte ja fast froh sein dass sie schon so früh drauf gekommen ist. Die große Liebe gab es schon seit 10 Jahren und vor ihr hatte er eine Freundin mit der war er 4 Jahre zusammen. Wahrscheinlich hatte er mit der dasselbe durchgezogen wie mit ihr.

Gerade genug Zuneigung und Anteilnahme, dass man nicht gleich abhaute, doch die großen Gefühle gehörten nicht der Freundin zu Hause, sondern der großen Liebe. Wenn er noch einmal diese 2 Worte in den Mund nimmt, leg ich ihm eine auf. Erst da merkte sie, dass er immer noch redete. Er verstand jetzt gar nicht, wieso sie das nicht nachvollziehen konnte. Jeder hat doch eine große Liebe, sie doch sicher auch. „Ja, ich hatte eine erste große Liebe in meinem Leben, aber weißt du, mit dem steig ich nicht ins Bett! Ausserdem liebe ich den nicht mehr. Sondern ich habe dich geliebt. Sonst wär ich nämlich auch nicht hier. Und wenn du jetzt glaubst, dass ich für dich armen Fremdgeher Verständnis aufbringe, dann hälts du mich wohl für dümmer als ich bin.“

„Und was machen wir jetzt?“ Das war jetzt nicht wirklich sein Ernst oder? „Wir? Was du jetzt tust weiß ich nicht, aber ich pack jetzt meine Sachen und zieh aus.“ „Wollen wir nicht darüber reden?“ Was wollte er eigentlich von ihr. Er hat sie betrogen! Sie hat ihm ganz am Anfang gesagt, dass sie damit nicht umgehen kann. Dass sie Fremdgehen nicht verzeihen kann. „Worüber willst du denn reden? Darüber dass du eine andere liebst? Das du mich belogen und betrogen hast? Ich weiß echt nicht, worüber wir noch reden müssen!“

Das Libellchen packte ihre Sachen zusammen. Viel hatte sie in seiner Wohnung ja eh nicht. Und ziemlich genau 3 Stunden nachdem sie aufgestanden war, saß sie bereits in ihrem Auto und war auf dem Weg Richtung Heimat.

© Libellchen, 2011

Ein Kommentar zu “Wahrheit

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