Es war Silvester, das Libellchen feierte mit Freunden in das neue Jahr rein, als ihr Freund anrief um ihr mitzuteilen, dass er früher nach Hause kam. Er wollte wissen ob sie nicht auch früher als ausgemacht zu ihm kommen wollte. Sie verneinte. Sie würde jetzt sicher nicht all ihre Pläne und Verabredungen mit Freunden absagen, nur weil er seine Pläne geändert hatte. Als sie ihn gebraucht hätte, hat er sich zu seinen Eltern verabschiedet. Hatte sie mit ihren Sorgen, ihrem Geburtstag und den Feiertagen alleine gelassen.
Sie würde nicht mehr springen wenn er rief! Wenn ihm fad war alleine zu Hause, war das nicht ihr Problem. Ihn hatte ja auch nicht interessiert, wie sie die letzte Woche ohne ihn verbracht hatte. Sie würde ihre Pläne jetzt durchziehen und nächste Woche wie vereinbart zu ihm fahren.
Als sie sich eine Woche später bei ihm trafen, war das Libellchen immer noch sauer. Ein Freund der nicht für sie da war, wenn sie ihn brauchte, war in ihren Augen kein richtiger Freund. Wenn man dann noch berücksichtigte dass sie fast keinen Sex mehr hatten, hatten sie eher so was wie eine „Schönwetter-WG“ und keine Beziehung.
Das hatte sie aber mit ihrem besten Freund bei ihr zu Hause auch. Doch ihr bester Freund war auch für sie da, wenn es ihr schlecht ging. Das konnte sie von ihrem Freund im Moment nicht behaupten. Außerdem fühlte sie sich in seiner Stadt nicht wohl. Also warum gab sie sich diese Beziehung eigentlich immer noch? Nur weil sie Angst hatte, „über zu bleiben“? Nein, das war es nicht. Sie liebte ihn wirklich. Zumindest den Menschen, den sie vor 1 ½ Jahren kennen gelernt hatte. Irgend etwas in ihr hoffte noch immer, daß es wieder so werden könnte wie früher. Doch sie mußte anfangen mehr ihre Wünsche einzufordern. Die Woche ohne ihn war sehr aufschlußreich für sie gewesen. Sie war wieder ein wenig mehr sie selbst geworden.
Und weil all diese Überlegungen in ihr schlummerten, war auch ihre Begrüßung für ihn leicht unterkühlt. Abwartend und nicht überschwenglich. Da wollte er natürlich wissen, was mit ihr los war. Und so versuchte sie es ihm zu erklären. Auf einmal zeigte er Emotionen. Was denn das alles soll, was denn auf einmal mit allen los sei zur Zeit.
Er regte sich darüber auf, daß sie ein Problem damit hatte, daß er nicht für sie da war und andere wiederum fahren auf Skiurlaub, obwohl er extra wegen „ihra“ nach Hause gekommen war.
Hoppala, was war das? Hatte er gerade von einer anderen Frau gesprochen? Na seine Eltern konnte er nicht meinen. Die waren sicher nicht auf Skiurlaub gefahren. Schließlich schickte er ihnen jeden Monat Geld weil sie so arm waren, dass sie sich über jeden Cent freuten. Aber wen hatte er dann gemeint?
Als er aufgebrochen war, hatte sie ihm viel Spaß mit seinen Eltern und Freunden gewünscht. Woraufhin er erwidert hat, dass er sich nur mit seinen Eltern trifft, da alle Freunde unterwegs waren.
Und jetzt war „ihra“ wegen der er extra nach Hause gekommen war, auf Skiurlaub was ihn sichtlich aufregte!
Darauf angesprochen redete er sich drauf raus, dass er Freunde gemeint hat und dass sie da was falsch verstanden habe. Er hatte ja nicht gesagt dass alle seine Freunde weg seien.
Doch das Libellchen war nicht blöd. Zugeben würde er sicher nichts, doch sie wußte ganz genau was er zu ihr gesagt hatte. In ihr war ein alter Verdacht wieder erwacht und dieses Mal würde er sich nicht wegreden lassen. Ihre Augen und Ohren waren geschärft. Wenn er sie betrog würde sie ihm draufkommen.
© Libellchen, 2011