Alltag

Das Leben war so schön! Sie lagen am Strand und genossen die Sonne auf ihrer Haut. Das Libellchen hatte alle Bedenken zur Seite geschoben und sie war rundum glücklich. Es war der Alltag eingekehrt und es war Sommer. Nach der Arbeit trafen sie sich am Flußufer und genossen die Ruhe, das Wasser und die Sonne. Er suchte immer ein ruhiges Plätzchen für sie und das Libellchen kam nach Dienstschluß nach.

Sie fühlte sich gut. So konnte es ruhig bleiben. Das Leben konnte echt schön sein, wenn man sich nicht immer und über alles Sorgen machte. Das Libellchen hatte beschlossen, das Leben einfach mal so anzunehmen wie es kam und das Beste daraus zu machen. Er war ja vielleicht doch der Richtige für sie. Sie konnte sich auf jeden Fall vorstellen mit ihm eine Familie zu gründen.

Sie war zu der Überzeugung gelangt, dass es diese großen Gefühle, die einem die Filme vorgaukelten, im echten Leben einfach nicht gab. Dass der Sex nach einer gewissen Zeit einfach nicht mehr so aufregend war. Und da sie sich damit abgefunden hatte, konnte sie die Beziehung jetzt auch einfach genießen. Er war zwar nicht ihr Traummann. Aber wahrscheinlich gab es den auch nur in ihren Träumen. Mit ihm konnte sie sich auf jeden Fall vorstellen ihr Leben zu teilen.

Sie fuhren jetzt auch regelmäßig zu ihren Freunden und er war ein wenig lockerer geworden im Umgang mit ihren Freunden. Heute waren sie sogar zu viert aufgebrochen zum Wasser. Sie lagen am Strand während ihre Freunde die Fluten stürmten. Es war ein herrlicher Tag. Morgen mußte sie zwar wieder arbeiten gehen, aber das konnte ihr jetzt gerade trotzdem nicht die Laune verderben.

Außerdem hatte sie beschlossen, dass sie heute mal wieder einen Versuch starten würde ihn zu verführen. Sie hatte sich zwar mittlerweile an die Routinenummer alle 2 Wochen gewöhnt. Doch heute würde sie mal wieder versuchen die anfängliche Leidenschaft zu erwecken. Wenn sie nicht regelmäßig ihre Verführungskünste auspacken würde, hätte sie gar keinen Sex mehr. Das war das einzige das sie so gar nicht verstehen konnte. Normalerweise waren es doch die Männer die das größer sexuelle Verlangen an den Tag legten. Sie mußte sich natürlich wieder die Ausnahme rauspicken.

Das Libellchen lächelte. Ach war doch egal. Dafür bekam sie jeden Abend mindestens für 2 Stunden eine Kuscheleinheit. Das war für sie sowieso wichtiger als Sex. Sie hätte zwar gern beides gehabt, aber man konnte ja schließlich nicht wirklich glauben, dass man alles bekommen kann. Ihre Erwartungen waren einfach zu hoch gesteckt gewesen. Der Mann war doch wirklich perfekt. Er verdiente gutes Geld, hatte eine schöne Wohnung, bekochte sie regelmäßig, war zuvorkommend, höflich, kuschelte und naja, nur alle 2 Wochen Sex war ja immer noch besser als gar keinen.

Mit diesen Gedanken schlummerte das Libellchen in der warmen Sonne ein.

© Libellchen, 2011

Ein Kommentar zu “Alltag

  1. tja… diese nagenden zweifel, die man mit seinen eigenen hohen erwartungen erklärt und dann selbst zurücksteckt und sich die dinge schönredet… woher kenne ich das bloss 😦

    liebe grüsse,
    aprikose

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