Sie waren auf einer Insel. Die Sonne schien auf sie herunter. Sie lagen am Strand. Das Libellchen war glücklich. Sie waren gemeinsam in den Urlaub geflogen. Das erste Mal, dass das Libellchen geflogen war. Und jetzt waren sie auf einer Insel. Alles blühte, das Meer rauschte und das Libellchen war glücklich und zufrieden.
Sie genossen die Woche miteinander. Auch die Leidenschaft war wieder entfacht. Erst jetzt fiel dem Libellchen auf, dass die Leidenschaft in ihrer Beziehung nachgelassen hatte. Doch jetzt war es wieder wie am Anfang. Sie spazierten bei Sonnenuntergang den Strand entlang. Liebten sich jeden Abend in ihrem Hotelzimmer. Erkundeten die Insel und verbrachten die Woche in trauter Zweisamkeit.
Es war einfach herrlich. Ein romantischer Urlaub. Und das Beste daran war, es war seine Idee gewesen. Er hatte es ihr vorgeschlagen. Nach dem Weihnachtsdebakel, war sie zurückhaltend gewesen. Sie wußte nicht, woran sie war. Er hatte es natürlich gemerkt, aber was hätte sie ihm sagen sollen. Ich bin zurückhaltend weil ich das Gefühl habe, dass irgend etwas nicht stimmt? Sie konnte ja noch nicht mal sagen was es war.
Aber das war vorbei. Sie genoß den Urlaub sehr. Er bemühte sich wieder um sie, wie ganz am Anfang. Sie hatte das Gefühl, dass er verstanden hatte, was sie brauchte. Das Gefühl dass er sie wirklich wollte. Nicht nur, dass jemand da war, damit er nicht alleine war. Nein, dass er sie wollte. Und das Gefühl gab er ihr jetzt wieder. Und so genoß sie jede Sekunde des Urlaubs.
Zurück im Alltag, konnten sie die Gefühle des Urlaubs mitnehmen. Sie waren wieder wie 2 frisch Verliebte. Sie neckten sich, sie liebten sich, sie unternahmen wieder mehr zusammen und er fuhr auch öfter mit zu ihren Freunden. All ihre Zweifel waren verschwunden. Es war perfekt. Sie fühlte sich angekommen. Er war ein Mann, mit dem man eine Familie gründen konnte. Er hatte einen guten Job, war nett und höflich und sie liebte ihn. Huch. Liebte sie ihn wirklich? Ja, doch das war Liebe.
Eines Abends lagen sie zusammen auf der Couch und kuschelten. Er streichelte sanft ihren Nacken und das Libellchen durchfuhr ein Schauer von Glück. Sie sah ihm in die Augen und da konnte sie nicht mehr anders „Ich liebe dich!“. Er sah sie an, lächelte und sagte „Ich hab dich auch lieb.“ Und bevor sie noch was dazu sagen konnte, küßte er sie. Er führte sie ins Schlafzimmer wo sie sich liebten, wie nie zuvor.
Als das Libellchen erschöpft im Bett lag und kurz vorm einschlafen war, dachte sie noch mal über den Tag nach. Sie hatte ihm gesagt dass sie ihn liebte und er hatte es erwidert, dass er sie auch lieb hat. Das war nur leider nicht dasselbe. Stellte sich nur die Frage ob er das wußte. Bei Männern war das ja nicht so selbstverständlich. Was für Frauen einen halben Weltuntergang bedeutete, war für die Männerwelt oftmals nur eine Kleinigkeit. Wie fand sie bloß heraus, ob er absichtlich nicht „Ich liebe dich“ gesagt hat, weil es nicht so war, oder ob er sie eh liebte und nur eine andere Formulierung gebraucht hatte, ohne sich etwas dabei zu denken?
Sie konnte ja nicht einfach hingehen und fragen, „sag mal liebst du mich jetzt oder nicht?“ Sie waren jetzt fast ein Jahr zusammen. Hatten gerade mit dem Urlaub ein absolutes Highlight hinter sich, führten eine schöne und harmonische Beziehung. Was, wenn er sie nicht liebte? Würde er sie dann überhaupt jemals lieben? Und wenn nicht? Sollte sie ihn dann verlassen? Fragen über Fragen. Sie war vorsichtig geblieben, hatte abgewartet und sich rangetastet. Doch jetzt hatte es ihr Herz erwischt. Doch was war mit ihm? Die Zweifel begannen von vorne.
© Libellchen, 2011