Er hatte es geschafft. Sie hatte Schmetterlinge im Bauch. Er hatte sie umworben, war charmant und witzig gewesen. Und jetzt war es an ihr, eine Entscheidung zu treffen. Würde sie noch mit ihm in die Wohnung gehen, oder nach Hause fahren.
Natürlich ging sie noch auf einen „Drink“ mit. Sie hatten sich schon ein paar Mal getroffen und außer Abschiedsbussis auf die Wange, war nichts zwischen ihnen passiert. Doch heute würde noch etwas geschehen, daß spürte sie irgendwie. Und warum eigentlich nicht. Sie waren beide ungebunden und auch wenn er sie Anfangs nicht vom Hocker gehauen hatte, er war in Ordnung. Ein intelligenter Mann, der kochen konnte und offensichtlich Interesse an ihr hatte.
Irgend etwas stimmte trotzdem nicht. Doch sie konnte nicht sagen was es war. Sie ging trotzdem noch mit in seine Wohnung. Sie redeten, sie lachten, lümmelten auf der Couch herum und genossen den Abend. Sie küßten sich. Und das Libellchen erlebte eine positive Überraschung. Da war mehr Leidenschaft, als sie erwartet hatte. Er hatte eher als zurückhaltenden Typen kennen gelernt. Also so viel Leidenschaft haute sie um und so landete sie direkt in seinem Bett.
Huch. Das war ja richtig gut! Sie war verwirrt. Sie hatte mit viel gerechnet, aber nicht mit Leidenschaft. Als sie näher darüber nachdachte, war sie davon ausgegangen, daß er ein eher zurückhaltender und liebevoller Liebhaber war, doch er war stürmisch und forsch gewesen. Sie konnte sich nicht beschweren!
Nur was nun. Sollte sie jetzt gehen? Oder bleiben? Was tat man in so einer Situation? Wenn sie jetzt ging, würde ihm das nicht vermitteln, dass es das war? Wenn sie blieb, würde sie sich dann aufdrängen? Wieso verwirrte sie das eigentlich alles so? Kurz darauf ging ihr ein Licht auf. Sie war in seiner Wohnung. Es lag an ihr, etwas zu tun, oder auch nicht. Sie wußte es nicht. Echt nicht. Sie würde mal auf die Toilette gehen, dann konnte sie noch ein paar Minuten länger überlegen.
Als sie gerade aufstehen wollte, hielt er sie fest. Er schaute ihr in die Augen und fragte sie wo sie denn hin wollte und dass er sich freuen würde, wenn sie bei ihm blieb. Sie machte auf souverän und erklärte ihm, daß sie ja eh nur auf die Toilette wollte und gleich wieder bei ihm sein würde. Glück gehabt. Also wenn er wollte, dass sie über Nacht blieb, wollte er sicher auch, dass sie wiederkam. Sie war auf dem besten Weg zu einer neuen Beziehung.
Als sie zurück kam, kuschelte sie sich in seine Arme und schlief glücklich ein. Es war eine erfrischende, traumlose Nacht und als sie wach wurde, war das Frühstück bereits fertig hergerichtet. Der Mann war gut! Sie ließen sich das Frühstück schmecken und landeten anschließend noch mal in der Horizontalen.
Doch so schön der Abend und die Nacht auch waren, das Libellchen wollte es nicht übertreiben und so verabschiedete sie sich am frühen Nachmittag um nach Hause zu fahren. „Wann seh ich dich wieder?“ Die Frage überraschte sie ein wenig. Sie hatte eher damit gerechnet, dass er sich unter der Woche mal melden würde. Deswegen überlegte sie auch kurz was sie erwidern sollte. „Ich weiß nicht, wann hast du denn Zeit?“ Grade noch mal die Kurve gekriegt, jetzt lag es an ihm. „Wie wärs in 4 Stunden? Das sollte reichen für hin und retour und ein paar Klamotten einpacken.“ Er grinste sie verschmitzt an.
Das ging dem Libellchen definitiv zu schnell. Sie würde jetzt sicher nicht gleich bei ihm einziehen. Schließlich einigten sie sich auf ein Treffen in 3 Tagen. Und ja, sie würde Wäsche zum Wechseln und eine Zahnbürste mitnehmen.
© Libellchen, 2011