Sie waren aufgeflogen. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Solange hatte sie damit gerechnet. Sich vor dem Moment gefürchtet und ihn sich trotzdem irgendwie herbei gesehnt. Doch vor kurzem war ihr klar geworden, daß ihre gemeinsame Zeit ein Ablaufdatum hat. Sie hatte gespürt, dass sich ihre Situation bis Ende des Jahres ändern würde. Und jetzt waren sie aufgeflogen.
Was bedeutet das für sie? Ist er vielleicht doch der Richtige? Werden sich der süße Typ und seine Frau trennen? Würde er versuchen seine Ehe zu retten? Würde er sie als Ausrutscher darstellen? Würde er jetzt eine Wahl zu ihren Gunsten treffen? Sie hatte mit ihm schon vor längerem ein Gespräch geführt, daß ihr jetzt wieder einfiel. Sie hatte ihm gesagt, daß sie sich wie 2. Wahl fühlte. Da hatte er erwidert, daß dies nicht so war, da seine Frau und sie ja nicht gleichzeitig in sein Leben getreten waren. Er konnte ja nicht einfach zwischen ihnen entscheiden, denn mit seiner Frau hatte er ja auch das Haus und Schulden.
Diese Antwort befriedigte sie zwar nicht, doch sie wußte auch daß er das genau so sah. Doch sie hatte da einen anderen Zugang. Was hab ich von einer Villa in der ich einsam bin. Da bin ich lieber in einer Miniwohnung glücklich.
Seit Wochen wartete sie jetzt bereits auf eine Antwort auf all ihre Fragen. Hin und wieder telefonierten sie miteinander, und jedes Mal hoffte die kleine Seele ein wenig mehr zu erfahren wie es denn jetzt weiter ging. Sie wurde immer unruhiger. Sie war selbst Schuld, an ihrem jetzigen Zustand. Sie hatte mit einem verheirateten Mann geschlafen und mußte jetzt mit den Konsequenzen leben. Wenn sie doch nur wüßte was die Konsequenzen waren. Sie liebte ihn und würde ihn jederzeit bei ihr aufnehmen. Mit oder ohne Geld, mit oder ohne Schulden. Ganz egal.
Sie telefonierten wieder miteinander. Er rückte wieder mal mit keinerlei Informationen raus. Sie wußte immer noch nicht, ob er und seine Frau schon eine Idee hatten, wie es weiter gehen sollte. Und es reichte ihr. 2 ½ Jahre hatte sie sich zurück gehalten, nie nachgefragt, alles hingenommen. Doch jetzt konnte sie nicht mehr. „Wie geht’s denn jetzt mit dir und deiner Frau weiter? Habt ihr schon geredet?“ Der süße Typ war überrascht, damit hatte er nicht gerechnet. „Nein, noch nicht wirklich. Wir rechnen gerade durch ob wir es uns leisten können uns zu trennen.“ „Heißt das, ihr versucht nicht eure Ehe zu retten?“ „Ich glaube nicht, dass das Sinn macht“, erklärte der süße Typ.
„Sagst mir halt Bescheid, wenn ihr wißt was ihr tut.“ Diese paar Worte kosteten der kleine Seele eine irrsinnige Überwindung. Sie wollte nicht, daß er merkte wie fertig sie war. Doch mit der Ungewißheit konnte sie auch nicht weiter leben. „Was hat das mit dir zu tun?“ wollte der süße Typ von ihr wissen. „Was meinst du? Natürlich interessiert mich ob du deine Ehe retten willst oder ob ihr euch trennt.“ „Aber dir kann das doch egal sein“ antwortete er. Bei diesen Worten legte sich ein Schatten über die kleine Seele. „Soll das heißen, dass egal was passiert, du mich nicht mehr willst?“ die Tränen stiegen der kleinen Seele in die Augen.
„Wenn ich diese Ehe in den Sand setze, beginn ich ganz von vorne. Dann schlag ich einen neuen Weg ein.“
Und da wurde der kleinen Seele klar, daß sie von der 2. Wahl, zu gar keiner Wahl abgestiegen war. Und sie brach zusammen. Dass war einfach zuviel für sie. Sie hatte sich arrangiert mit der Situation, dann war alles aufgeflogen und jetzt war es vorbei. Alles.
© Libellchen, 2011
autsch!