Zuerst gingen sie einmal im Monat essen, doch mittlerweile trafen sie sich jede Woche an einem Abend, nur sie zwei, ein Tisch 2 Gläser, 2 Teller, 2 Seelen, 2 Herzen, 2 Körper. Die Körper genossen es sich anzusehen, die Herzen flirteten miteinander und die 2 Seelen tauschten sich aus.
Sie redeten über alles, Kindheit, Eltern, Arbeit, Freunde, Enttäuschungen, Erfolge, Kinofilme, Musik, Politik, und noch so vieles mehr. Sie konnten einfach über alles reden. Einen Grund zum Streiten fanden sie nicht, was der kleinen Seele nur recht war.
Sie war harmoniesüchtig. Natürlich neckten sie sich auch, aber ganz freundschaftlich natürlich. Denn sie waren ja Freunde, was sollten sie denn auch sonst sein: Freunde, die ganz harmlos miteinander einmal die Woche essen gingen.
Diese Wärme die er ausstrahlt und wie er mich ansieht. Würd ich den gern küssen. HALT! Was denkst du denn da! Die kleine Seele, mußte sich mal wieder selbst ermahnen. Hin und wieder schweiften ihre Gedanken ab und dann waren da Sehnsüchte in ihr, wie bei einem Teenager, der das erste Mal liebt.
Na ja eigentlich traf dies ja auch auf unsere kleine Seele zu. Da sie bisher so zurückgezogen gelebt hatte, war er auch ihre erste Liebe. Und was für eine! Doch nein, das durfte nicht sein, sie durften Freunde sein, und reden, aber nicht mehr. Und weil unsere kleine Seele das alles wußte, war sie eigentlich immer ein wenig traurig.
Auch wenn sie lachte, lag immer auch ein wenig Trauer in ihrem Blick. Und sie wußte auch, daß er das ganz genau sah, doch er ging darüber hinweg. Darüber durften sie nicht sprechen. Sie hatten schon mal darüber gesprochen und deshalb wußte sie auch, daß das was in seinen Augen sah, keine Einbildung von ihr war, sondern daß er sie genauso mochte wie sie ihn.
Aber was nicht sein darf, darf einfach nicht sein. Und wenn sie sich damit zufrieden gab, daß sie Essen gehen, dann konnte sie seine Nähe und Wärme wenigstens einmal die Woche spüren.
Doch jedes Restaurant hat eine Sperrstunde und so verließen sie wieder mal als letzte das Lokal. Sie wollte nicht gehen, ihn nicht verlassen. Sie wollte ihn in den Arm nehmen und küssen. Doch das durfte sie nicht. Und so fing sie leise an zu weinen.
Der Körper konnte zwar noch den Schein wahren, doch in ihren Augen sah er ihre Pein und so fragte er sie, ob sie nicht bei ihm schlafen will, dann bräuchte sie nicht so weit nach Hause fahren. Der Verstand schrie ihr ins Ohr „Laß daß sein, das darfst du nicht!!!!!“
Und ja er hatte recht, doch sie wollte doch so sehr noch ein wenig mehr Zeit mit ihm verbringen. Der Verstand bettelte sie an „Hör bitte wenigstens dieses eine Mal auf mich. Du willst Zeit mit ihm verbringen, doch das ist falsch!“
Die kleine Seele wollte ihn nicht gehen lassen, doch sie war zu müde um sich mit dem Verstand rumzustreiten und so gab sie nach. Sie verabschiedete sich und der Körper fuhr nach Hause, und die kleine Seele weinte den ganzen Heimweg vor sich hin.
© Libellchen, 2010